Bankenverband: Jugendstudie:Blackbox Wirtschaft

Soziale Marktwirtschaft? Kenn ich nicht. Inflation? Noch nie gehört! Eine Studie zeigt: Die Jugend weiß erschreckend wenig über die Wirtschaft - trotz Krise.

Silke Bigalke, Berlin

Viel Optimismus und wenig Ahnung: Der Wirtschaftskrise zum Trotz sehen die meisten Jugendlichen ihre Zukunft einer Studie zufolge positiv. Dabei scheint diese Einschätzung keineswegs auf wirtschaftlichem Wissen begründet zu sein. Denn viele Jugendliche und junge Erwachsene können selbst einfache wirtschaftliche Begriffe wie soziale Marktwirtschaft oder Inflationsrate nicht erklären.

Mädchen auf der Games Convention, dpa

Die Wirtschaft verdient viel Geld mit der kaufkräftigen Jugend (hier ein Foto von Europas größter Computerspiele-Messe Games Convention in Leipzig) - doch was weiß die Jugend über die Wirtschaft?

(Foto: Foto: dpa)

Wirtschaftskrise - was ist das? Trotz Hiobsbotschaften vom Arbeitsmarkt und düsteren Prognosen denken die meisten Jugendlichen positiv. 90 Prozent der 14- bis 24-Jährigen sind mit ihrem Leben zufrieden, 86 Prozent sehen optimistisch in die eigene Zukunft. Das geht aus der dritten Jugendstudie des Bundesverbandes deutscher Banken mit insgesamt 753 Befragten dieser Altersgruppe hervor. Dabei geht die Krise nicht unbemerkt an den Jugendlichen vorbei. Zwei Drittel von ihnen gaben an, dass sie häufiges Thema in der Schule, am Ausbildungsplatz oder in der Familie sei.

Erhebliche Lücken

Allerdings - wirklich verstehen können wohl die wenigsten unter ihnen die aktuelle Diskussion. Die Studie bescheinigt der Jugend erhebliche Lücken im Wirtschaftswissen. Als bestürzend wertete es der geschäftsführende Vorstand Manfred Weber, dass vier von zehn Befragten "nichts Bestimmtes" mit dem Begriff der sozialen Marktwirtschaft verbinden konnten. "Viele haben schon Schwierigkeiten, grundlegende wirtschaftliche Sachverhalten zu verstehen", sagte er.

Den Begriff Inflationsrate konnte nicht einmal jeder Zweite erklären und das Grundprinzip von Angebot und Nachfrage konnten gerade einmal 53 Prozent der Befragten richtig umschreiben. Immerhin ist das eine deutliche Steigerung zu den 28 Prozent, die dazu noch in der letzten Jugendstudie aus dem Jahr 2006 in der Lage waren.

Trotz dieser Lücken habe ökonomisches Wissen auch durch die Krise einen höheren Stellenwert erlangt, erklärte Weber die Verbesserung. Die Studie zeigt, dass es für weit mehr als zwei Drittel der 14- bis 24-Jährigen wichtig oder sehr wichtig ist, wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen. Weber nahm das zum Anlass, die langjährige Forderung seines Verbandes nach einen eigenständigen Schulfach Wirtschaft zu wiederholen. "Wirtschaft darf nicht nur Anhängsel sein an anderen Fächern wie Recht oder Sozialwissenschaften", sagte er. Der Studie zufolge sehen das auch 74 Prozent der befragten Schüler so. Während ihr Interesse an Wirtschaftsfragen steigt, geht das Interesse der Jugendlichen an der Politik allerdings deutlich zurück. Gaben 2006 noch 71 Prozent an, sich für Politik zu interessieren, sind es 2009 nur noch 62 Prozent.

Den großen Optimismus trotz Krise erklärte Weber bei der Ahnungslosigkeit vieler Jugendlichen mit einem "positiven Bauchgefühl". Außerdem seien die wenigsten jungen Menschen bisher von Auswirkungen der Krise betroffen - jedenfalls noch. "Der scharfe Einbruch ist generell noch nicht in der Bevölkerung angekommen", sagte Weber, und ergänzte: "An den Prognosen ist zu sehen, dass da noch einiges auf uns zukommt."

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