Banken:Von wegen Niedrigzins

Vorsicht beim Konto-Überziehen: Hier kassieren die Banken kräftig ab, warnt die Stiftung Warentest. Eine Bank verlangt für den Dispokredit 13,75 Prozent.

Von Harald Freiberger

Stell dir vor, es ist Niedrigzinsphase, und keiner kriegt es mit: Beim Dispokredit kassieren viele Banken nach wie vor mit gewaltigen Zinssätzen ab, zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest. Spitzenreiter ist die Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost, die ihren Sitz in Bad Reichenhall hat. Sie verlangt von Kunden, die ihr "Direkt- und Klassik-Konto" überziehen, 13,75 Prozent. Dabei liegt der Leitzins in Europa derzeit bei null Prozent, Bankkunden bekommen für ihre Ersparnisse meist nichts mehr. Über 13 Prozent berechnen auch die Raiffeisenbank Aulendorf (Baden-Württemberg), die VR-Bank Landsberg-Ammersee und die Rosbacher Raiffeisenbank (Nordrhein-Westfalen).

Den Dispokredit räumen Banken Kunden ein, wenn diese ihr Girokonto überziehen. Die Stiftung Warentest verglich im Juli die Konditionen aller 1433 Banken und Sparkassen in Deutschland. Der Test zeigt, dass der Zinssatz innerhalb eines Jahres zwar leicht um 0,3 Prozentpunkte gefallen ist; im Durchschnitt beträgt er aber immer noch knapp zehn Prozent.

Große überregionale Geldhäuser wie die Deutsche Bank und die Postbank landeten dabei im Mittelfeld. Am günstigsten sind Direktbanken wie die Deutsche Skatbank, die von Kunden lediglich 4,24 Prozent berechnet, wenn deren "Trumpfkonto" ins Minus rutscht. Bei der Augsburger Aktienbank sind es 4,8 Prozent, bei der VR-Bank Altenburger Land in Thüringen 4,74 Prozent, bei den Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen (Bayern) 4,75 Prozent.

Die Stiftung Warentest kritisiert, dass eine Reihe von Banken für Kunden teure Kontenmodelle eingeführt haben. So bieten viele Institute inzwischen spezielle Premiumkonten an. Dabei locken sie Kunden, indem sie ihnen niedrige Dispozinsen oder andere Extras versprechen. In der Regel wird dafür aber eine höhere Grundgebühr fällig. Selbst Kunden, die das ganze Jahr über mit 1000 Euro im Dispo sind, zahlen dabei drauf, wie das Beispiel der Volksbank Maingau in Hessen zeigt: Für sie kostet das Premiumkonto im Jahr 236,50 Euro, bei normalen Kosten mit höherem Zinssatz sind es dagegen nur 150,50 Euro.

Zudem moniert die Stiftung Warentest, dass einige Institute ihre Dispozins-Konditionen im Internet nicht verständlich genug veröffentlichen, obwohl sie seit März dazu verpflichtet sind. Und dann gibt es noch Geldhäuser, die sogar den Negativzins für sich ausnutzen: Die Raiffeisenbank Wolfhagen (Hessen) etwa verlangt 9,75 Prozent Dispozins "plus Drei-Monats-Euribor" - das ist ein Referenzzinssatz, der täglich festgestellt wird und derzeit im Minus steht. In den Konditionen der Bank heißt es aber: "Ein negativer Referenzzinssatz wird wie Null behandelt."

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