Banken:Treue wird nicht immer belohnt

Wer einen Anschlusskredit braucht, sollte auch bei anderen Banken nach Angeboten fragen.

Von Thomas Öchsner

Wer eine Wohnung oder ein Haus kauft, nimmt sich normalerweise viel Zeit, um einen günstigen Baukredit zu finden. Nähert sich die Laufzeit des Hypothekendarlehens dem Ende zu und ist ein neuer Kredit fällig, gibt sich jedoch so mancher Bankkunde nicht mehr so viel Mühe - und holt sich einen Anschlusskredit einfach bei dem Geldhaus, das schon die erste Finanzierungsrunde übernommen hatte. Doch das kann unnötig teuer werden - Treue wird von der Bank, bei der man schon Kunde ist, nicht immer belohnt.

Hartmut Schwarz von der Verbraucherzentrale Bremen warnt davor, den bequemsten Weg zu gehen und einfach bei seiner Hausbank zu bleiben. "Auch bei der Anschlussfinanzierung sollten die Kunden Angebote vergleichen, erst recht in Zeiten, in denen die Zinsen langsam wieder anziehen dürften", sagt er.

Es kann dabei um viel Geld gehen: Nur wenige schaffen es, ihren Baukredit schon in der ersten Runde, also in zehn oder 15 Jahren, abzubezahlen. Beim Kreditvermittler Interhyp etwa lag die durchschnittliche Kreditsumme für eine Anschlussfinanzierung 2017 bei knapp 140 000 Euro. Angenommen ein Kunde will nun für diese Restsumme ein Hypothekendarlehen abschließen. Drei Prozent der Kreditsumme will sie oder er jährlich zurückzahlen (Tilgungsrate). Bank A bietet 1,5 Prozent Zinsen, Bank B 2,0. Dann lassen sich mit dem besseren Angebot über 15 Jahre gut 7700 Euro Zinsen sparen.

Das Recht auf Sondertilgung sollte erhalten bleiben

Solche großen Unterschiede bei Bankofferten sind ganz normal. Baufinanzierungsexperte Schwarz rät deshalb: Erst die Konditionen verschiedener Geldhäuser vergleichen, dann mit den besten Angeboten zur Hausbank gehen mit der Bitte, doch ein genauso gutes Angebot vorzulegen. "In so einem Fall können die Kunden darauf hinweisen, dass sie ihre Zinsen stets pünktlich bezahlt haben und die Hausbank doch ein Interesse haben müsste, sie als gute Kunden zu behalten", sagt Schwarz. Geht die Hausbank darauf ein, hat der Kunde einen weiteren Vorteil: weniger Arbeit. Der Kredit muss nicht auf einen neuen Kreditgeber übertragen werden, wofür je nach Höhe der Kreditsumme Grundbuch- und Notarkosten von in der Regel mehreren Hundert Euro anfallen. Andererseits rät Schwarz, sich davon nicht abschrecken zu lassen: "Wenn die Hausbank sich stur stellt, lohnt es sich meist, zu einem anderen Geldhaus mit günstigeren Zinsen zu wechseln. Denn die Zinsersparnis ist oft um viele Tausend Euro größer als die Kosten für die Umschuldung des Kredits."

Außerdem hat der Bremer Experte noch ein paar andere Tipps. Er rät, spätestens sechs Monate vor Auslaufen des ersten Kredits Angebote für eine Anschlussfinanzierung zu suchen, um später genug Zeit zum Verhandeln mit der Hausbank zu haben. Wer etwas Geld auf der hohen Kante oder vielleicht etwas geerbt hat oder ein Bauspardarlehen ausgezahlt bekommt, kann nach Ablauf des ersten Kredits und im Einvernehmen mit der Bank die Restschuld entsprechend reduzieren. Dadurch wird die neue Kreditsumme und damit auch die Zinslast geringer. Kunden sollten darauf pochen, dass ihnen das Recht auf jährliche Sondertilgungen erhalten bleibt. Wer nur noch eine geringe Restschuld von zum Beispiel 50 000 Euro hat, sollte nach einem Volltilgerdarlehen fragen. Damit wird das Darlehen binnen einer bestimmten Laufzeit vollständig abbezahlt. Eine alte Faustregel besagt: Spätestens bis zur Rente sollte man schuldenfrei in den eigenen vier Wänden wohnen.

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