Banken:Kemmer gegen Kämmerer

Die privaten Banken kippen die Sicherung für Spareinlagen über 100000 Euro für Sparguthaben von Kommunen und anderen institutionellen Anlegern. Sie wollen damit ein unfeines Geschäftsmodell aushebeln - und selbst gleichzeitig sparen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Ist mein Geld wirklich sicher bei der Bank? Die Frage stellen sich nicht nur Privatkunden, sondern auch Unternehmen, Vermögensverwalter und sogar Kommunen. Und sie können das künftig nicht mehr uneingeschränkt mit "Ja" beantworten. Denn ihre Einlagen bei Banken sind bald in geringerem Umfang abgesichert als bisher, zumindest wenn sie Kunden eines privaten Instituts wie Commerzbank oder Deutscher Bank sind. Im Pleitefall bekommen dort künftig nur noch Privatkunden den vollen Schutz ihrer Einlagen zugesichert. Bund, Länder und Kommunen sowie bestimmte Wertpapierfirmen sollen ab dem 1. Oktober nicht mehr wie bislang aus dem Topf bedient werden, den die Institute zusätzlich zur gesetzlichen Einlagensicherung gefüllt haben, teilte der Bundesverband deutscher Banken am Freitag mit.

Langfristige Einlagen von Unternehmen sind von 2020 an ebenfalls nicht mehr abgesichert.

Bislang gehörte das deutsche Einlagensicherungssystem zu den umfassendsten der Welt, es geht weit über das hinaus, was die EU-Kommission als Grundsicherung vorgeschrieben hat. Durchschnittlich waren zeitweise enorme 190 Millionen Euro pro Kunde abgesichert, hatte der Bankenverband einmal ausgerechnet. Davon jedoch hatten nicht nur Privatanleger, sondern auch Kommunen und Vermögensverwalter profitiert. Als zum Beispiel Lehman Brothers Deutschland pleiteging oder vor einem Jahr die ungleich kleinere Maple Bank, musste die Einlagensicherung auch deren Einlagen zurückzahlen. Das hatte die Entschädigungssummen in die Höhe getrieben: bei Lehman Brothers auf rund sechs Milliarden Euro und bei der Maple Bank auf immerhin noch rund 2,7 Milliarden Euro.

Pikant daran: Ausgerechnet die öffentliche Hand hatte aus dieser Absicherung ein Geschäft gemacht. Kommunen und Länder hatten ihr Geld bewusst bei der wackligen Maple Bank angelegt, weil diese in der Regel höhere Zinsen zahlte als die soliden Institute. Als sie dann pleiteging, gab es dennoch Entschädigungen in voller Höhe der Einlagen. Das verärgerte allerdings viele in der Finanzbranche. "Bei Maple und bei Lehman haben viele Anleger bewusst bis zur Höchstgrenze investiert", sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer. Diese Art der Geschäftemacherei wollten die Privatbanken künftig aber nicht mehr unterstützen. Hintergrund seien zudem die gestiegenen Kosten für die Regulierung, die sich auch daran bemessen, wie viele Einlagen eine Bank in den Büchern hat. Und darüber hinaus befinden sich die Institute in Zeiten negativer Zinsen ohnehin im Abwehrkampf gegen Sparguthaben.

Mit der Reform schrumpfe die Summe der abgesicherten Einlagen um einen "deutlichen dreistelligen Milliardenbetrag", sagte Kemmer. Weitere Einschränkungen, etwa für Privatguthaben, soll es nicht geben. "Wir gehen davon aus, dass die freiwillige Einlagensicherung damit wetterfest gemacht ist und es in absehbarer Zeit keine vergleichbaren Eingriffe mehr geben wird."

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