Banken: Hypo Real Estate:HRE-Chef Wieandt tritt überraschend zurück

Streit mit dem Bankenrettungsfonds Soffin: Der Chef der Münchner Hypo Real Estate wirft hin. Die Führung des Geldinstituts, das mit mehr als hundert Milliarden Euro vom Staat gerettet werden musste, übernimmt eine Frau.

Der Chef der verstaatlichten Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) ist zurückgetreten. Offenbar aufgrund von Differenzen mit dem staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin verabschiedet sich Axel Wieandt vom Vorstandsvorsitz der Krisenbank. Er wurde mit sofortiger Wirkung von seinen Pflichten entbunden, bestätigte der Soffin.

"Wir nehmen die Entscheidung von Herrn Dr. Wieandt mit Bedauern zur Kenntnis", sagte Soffin-Chef Hannes Rehm. Er habe mit der "Stabilisierung der HRE und der Einleitung der Restrukturierung des Konzerns während der Finanzmarktkrise eine überaus schwierige Aufgabe übernommen und hierbei sehr gute Arbeit geleistet".

Nachfolgerin des von der Deutschen Bank zur HRE abgestellten Wieandt wird, zumindest übergangsweise, Manuela Better. Die 49-Jährige ist bislang im Vorstand für das Risikomanagement zuständig.

Die Gründe für den Rücktritt Wieands sind noch unklar. Insidern zufolge hatte der Banker mehr Freiheit gegenüber dem Soffin gefordert. Auch zur Vergütung gebe es unterschiedliche Positionen. Wohin Wieandt geht, war zunächst nicht zu erfahren.

Mehrfach am Rande des Zusammenbruchs

Die HRE musste in der Finanzkrise mit Hilfen in Höhe von rund 100 Milliarden Euro gestützt werden und ist zum Symbol gescheiterter Banken geworden. Fehlspekulationen der irischen Staatsfinanzierungstochter Depfa hatten den einstigen Dax-Konzern mehrfach an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Es ist in Deutschland der größte Sanierungsfall der Finanzkrise. Es war befürchtet worden, dass eine Pleite der HRE viele andere Geldhäuser mit in den Abgrund gerissen hätte.

Vorstand und Aufsichtsrat wurden im Zuge der Rettung komplett erneuert. Wieandt und sein Team sollten die Bank gesundschrumpfen und wieder in ruhiges Fahrwasser bringen. Am Freitag soll die Bilanz für 2009 veröffentlicht werden. Finanzkreisen zufolge ist noch ein mehr als halbierter Vorsteuerverlust von unter 2,5 Milliarden Euro angefallen. Schwarze Zahlen erwartet die Bank frühestens 2012.

Wie die WestLB will die HRE als zweite Bank in Deutschland ganze Geschäftsbereiche sowie toxische Wertpapiere in eine Bad Bank auslagern. In die Abwicklungsanstalt soll ein Volumen von bis zu 210 Milliarden Euro eingebracht werden. Das als zukunftsträchtig erachtete Geschäft mit Immobilien- und Staatsfinanzierungen in Europa ist mittlerweile in der HRE-Tochter Deutschen Pfandbriefbank gebündelt. Diese hat noch ein Volumen von rund 130 Milliarden Euro - etwa ein Drittel der einstigen Größe.

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