Banken:Hartes Gefecht

Auch die BHF-Bank stand einmal auf Guos Einkaufsliste. Ein französischer Rivale setzte sich durch - der muss jetzt kräftig sparen.

Von Harald Freiberger

Der Franzose Philippe Oddo, 56, ist der Mann, der dem Chinesen Guo Guangchang vor knapp einem Jahr eine schwere Niederlage zufügte. Dieser wollte neben Hauck & Aufhäuser ein zweites Kreditinstitut in Deutschland kaufen, die BHF-Bank. Dazu unterbreitete er den Eigentümern ein feindliches Übernahmeangebot. Oddo, der in Frankreich eine Privatbank besitzt und bereits über BHF-Anteile verfügte, gefiel das nicht. Er machte mit Investoren wie der Familie Quandt ein Gegenangebot. Nach einem harten Bietergefecht siegte er schließlich und übernahm die BHF-Bank für 725 Millionen Euro.

Seit diesem Jahr ist Oddo, der zu den 200 reichsten Franzosen gehört, nun Vorstandschef der BHF-Bank. Er will aus beiden Häusern eine Art deutsch-französischer Bank schmieden. Für den Mann, der in Deutschland studierte und perfekt Deutsch spricht, ist das auch eine Herzensangelegenheit. Sehr viel Freude hatte er bisher aber nicht an seiner Neuerwerbung: Die BHF-Bank wechselte seit 2004 dreimal den Besitzer, der Bieterstreit im vergangenen Jahr schreckte zusätzlich viele Kunden und Mitarbeiter ab.

Vor kurzem gestand Oddo, dass die BHF-Bank im ersten Halbjahr rote Zahlen schrieb. Oddo installierte Joachim Häger von der Deutschen Bank als BHF-Vorstand. Er hat die schwierige Aufgabe, die Moral der Truppe zu stärken und gleichzeitig zu sparen. Im Juni äußerte die Belegschaft auf einer Betriebsversammlung die Sorge, dass ein größerer Stellenabbau bevorstehen könnte; noch hat die BHF-Bank 1100 Mitarbeiter. Bis heute teilte das Institut dazu nichts Konkretes mit, es dürfte aber noch etwas kommen. "Neukalibrierung" nennt Häger diesen Prozess, im Bankbereich sei "Sparen für jeden guten Manager zur Daueraufgabe geworden".

Die Verunsicherung in der Mannschaft ist groß. Eine Reihe von Führungskräften und ganze Teams haben die BHF in den vergangenen Monaten verlassen. Die Bank spricht allerdings von normaler Fluktuation. Oddo, der drei Tage in der Woche in Deutschland verbringt, verlangt von den Mitarbeitern "Transparenz und positive Energie", sie sollen mehr zusammenarbeiten. Mit ihm werde es keine Überraschungen geben, er werde langsam Schritt für Schritt vorgehen, verspricht er. "Wenn wir etwas zu optimieren finden, werden wir darüber mit dem Betriebsrat sprechen."

Oddo will sich bei BHF auf die Vermögensverwaltung und das Kapitalmarktgeschäft konzentrieren. Andere Firmenteile hat er für 400 Millionen Euro bereits verkauft, um einen Teil des Kaufpreises wieder hereinzuholen. Zur BHF gehört auch die Fondsgesellschaft Frankfurt Trust, über die immer wieder Verkaufsgerüchte aufflammen, da Oddo mit Meriten in Deutschland bereits eine Fondsgesellschaft hat. Ein Verkauf "steht noch nicht zur Entscheidung", sagt Oddo.

Wenigstens laufen die Geschäfte im Pariser Stammhaus gut. Vor kurzem kündigte Oddo an, dass er in der Gruppe für 2016 einen Gewinn von 100 Millionen Euro anstrebt. Das wäre eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr mit 92 Millionen Euro.

In Frankreich gibt sich Oddo auch als Botschafter Deutschlands. In einem Interview mit Figaro beklagte er, dass zwar 13 Millionen Deutsche in Frankreich Urlaub machen, aber nur drei Millionen Franzosen in Deutschland; sie sollten sich mehr für ihren wichtigsten Handelspartner interessieren. Und was hat ihn in Deutschland am meisten erstaunt? "Das Vermögen unserer Kunden", sagt er. Die großen deutschen mittelständischen Familienunternehmen hätten vier- bis fünfmal so viel Geld angelegt wie die französischen.

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