Banken entschädigen US-Hausbesitzer mit Milliarden:Rache an den Robotern

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Unterschriften am Fließband, die Existenzen zerstörten: In der US-Immobilienkrise verschickten Banken im Akkord Räumungsbescheide - ohne die Hypothekendokumente geprüft zu haben. Jetzt haben staatliche Stellen mit den Banken ausgehandelt, einige Hausbesitzer mit Milliarden für den Rauswurf zu entschädigen.

Das Loch, das die geplatzte Immobilienblase ins Herz Amerikas gerissen hat, ist so groß, dass 26 Milliarden Dollar es nicht stopfen können. Doch die Summe, welche fünf der größten US-Banken jetzt zahlen werden, ist immerhin ein Anfang: Mehr als eine Million Amerikaner sollen mit dem Geld davor bewahrt werden, per Zwangsräumung aus ihren Häusern geworfen zu werden. Sie sollen mit den Hilfen ihre Hypothekenschulden verringern. Oder sie erhalten zinsgünstigere Kredite, um die Hypotheken abzubezahlen. Darauf haben sich die Banken nun mit der Regierung geeinigt.

Obdachlose im kalifornischen Sacramento (Archivbild von 2009): Viele Amerikaner haben in den vergangenen Jahren ihr Haus verloren, weil sie ie Hypotheken nicht mehr bezahlen konnten. (Foto: AFP)

Der Deal stärkt nicht nur den zusammengebrochenen amerikanischen Immobilienmarkt - das Epizentrum der Finanzkrise vor vier Jahren. Ein Fünftel der US-Hypotheken ist "unter Wasser" - das bedeutet, dass die Schulden der Besitzer den Wert des Hauses übersteigen. Er ist auch eine Strafaktion gegen die Banken JPMorgan Chase, Citigroup, Ally Financial, Wells Fargo und Bank of America.

Die Banken hatten Häuser zwangsgeräumt, obwohl sie die Hypthekendokumente der Besitzer nicht gründlich geprüft hatten. Teilweise wurden im Akkord Räumungsbescheide ausgestellt, ohne die Einzelfälle überhaupt betrachtet zu haben - sogenanntes robo-signing. Ein Teil des Geldes soll deshalb auch an die Bundesstaaten gehen, damit sie mehr überschuldete Amerikaner beraten und Hypothekenbetrug bekämpfen können.

Die Einigung kam zustande, weil auch die zögernden Bundesstaaten Kalifornien und New York zugestimmt haben. Vor allem Kaliforniens Oberstaatsanwältin Kamala Harris verhandelte bis zuletzt hart - die Krise trifft kalifornische Hausbesitzer überdurchschnittlich heftig. Die beteiligten staatlichen Stellen, wie zum Beispiel die Wohnungsbaubehörde, hoffen laut New York Times, die Gesamtsumme des Pakets noch hochzuhandeln - von 26 Milliarden Dollar auf 39 Milliarden.

Die Finanzkrise war vor allem deshalb ausgebrochen, weil im ganzen Land Hauskäufer mit Hypothekenkrediten versorgt wurden, obwohl sie nicht kreditwürdig genug waren, also zum Beispiel gar nicht über ausreichende Einkommen verfügten. Diese Hypotheken wurden dann von Banken in hochkomplexen Finanzprodukten gebündelt, mit denen ein reger Handel entstand. Bis die Hauskäufer reihenweise ihre Kredite nicht mehr bezahlen konnten. Die Blase platzte, die Banken verloren Hunderte Milliarden, der Staat rettete sie.

Doch auch mit der neuen Einigung sind die Folgen der Immobilienkrise noch nicht bewältigt: Jeder der betroffenen Hausbesitzer dürfte zwar im Schnitt 20.000 Dollar erhalten - betroffen davon dürften laut New York Times aber nur zehn Prozent der Hypotheken sein, die als "unter Wasser" eingestuft werden.

Linktipp: Eine Graphik der New York Times zeigt die dramatische Situation amerikanischer Hausbesitzer.

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