Banken:Der Höllenhund eilt zur Hilfe

Ausgerechnet der New Yorker Finanzinvestor Cerberus berät nun den Vorstand der Deutschen Bank. Dabei ist die Firma auch viertgrößter Einzelaktionär des darbenden Geldhauses aus Frankfurt.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Über die Ziele des New Yorker Finanzinvestors Cerberus im ertragsschwachen deutschen Bankensektor kursieren verschiedene Theorien, von denen keine so richtig überzeugend ist. Die einfachste lautet: Cerberus glaubt daran, dass mit Beteiligungen an Geldinstituten hierzulande noch richtig viel Geld zu verdienen ist. Bislang lässt das auf sich warten. Im vergangenen Sommer war die nach dem Höllenhund aus der griechischen Mythologie benannte Firma mit etwas mehr als fünf Prozent bei der Commerzbank eingestiegen, bald wird ihr die HSH Nordbank zum Teil gehören, seit Herbst ist sie mit knapp über drei Prozent zum viertgrößten Einzelaktionär der Deutschen Bank.

Künftig kann Cerberus auch selbst beeinflussen, inwiefern sich die Beteiligung an Deutschlands größtem Geldinstitut auszahlt. Die Bank bestätigte am Dienstag einen Bericht des Wall Street Journals, wonach eine Tochterfirma von Cerberus den Vorstand um Christian Sewing bei der Umsetzung der Strategie berät. Den Vertrag hatte noch dessen Vorgänger John Cryan ausgehandelt. Er musste im April seinen Posten räumen, nachdem er mehrfach Kosten- und Ertragsziele verfehlt und der Aufsichtsrat die Geduld mit ihm verloren hatte. Letzteres soll Sewing nicht mehr passieren, er nahm die Vorbereitungen dankend an und holte den Großinvestor als Berater ins Haus. Kopf des Beraterteams ist Matt Zames, bis Sommer 2017 im Vorstand der größten Wall-Street-Bank JP Morgan und seit Juni in Diensten von Cerberus.

Die offizielle Stellungnahme der Deutschen Bank beschränkte sich auf einen Satz: "Die anerkannte Expertise der Cerberus Operations Advisory Company wird uns auf dem Weg unterstützen, wieder attraktive Renditen für unsere Aktionäre und Investoren zu schaffen." Cerberus soll ausschließlich auf Vorstandsebene beraten und dort über die geplanten Einsparungen wachen. Im Vergleich zur Konkurrenz liegen die Kosten bei der Deutschen Bank mit mehr als 90 Cent pro einem Euro Ertrag deutlich zu hoch. Zugleich sanken die Einnahmen der Bank zuletzt immer weiter, wobei sich beides gegenseitig bedingt. Sewing hat die Aktionäre schon auf schwache Erträge im zweiten Quartal vorbereitet. Cerberus war seinerzeit bei einem Aktienkurs von etwa 15 Euro eingestiegen, mittlerweile notieren die Papiere der Deutschen Bank unter 10 Euro. Für die Zeit des Beratungsmandats darf Cerberus nicht mit der Aktie handeln.

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