Bahnchef Mehdorn in Bedrängnis:Konzernspitze soll in Datenaffäre verstrickt sein

Während der politische Rückhalt für Bahnchef Mehdorn schwindet, kommen neue Erkenntnisse zutage. Ein enger Vertrauter Medorns soll festgelegt haben, wonach die E-Mails der Mitarbeiter zu durchsuchen seien. Die Bahn bestreitet das.

M. Bauchmüller und K. Ott

Die vom Aufsichtsrat berufenen Sonderermittler sind bei ihrer Untersuchung der E-Mail-Spähaktion auf Spuren gestoßen, die in die Konzernspitze führen. Darüber haben die Sonderermittler - die Wirtschaftsprüfgesellschaft KPMG und die früheren Bundesminister Herta-Däubler-Gmelin (SPD) und Gerhart Baum (FDP) - nach Informationen der Süddeutschen Zeitung den Aufsichtsrat informiert. Nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen erklärten die Ermittler, man habe "Hinweise" auf eine Verwicklung der Konzernspitze, aber noch keine "Beweise". Diese Hinweise ergäben sich aus Vernehmungen und Akten.

Bahnchef Mehdorn in Bedrängnis: Schwindender Rückhalt: Bahnchef Hartmut Mehdorn

Schwindender Rückhalt: Bahnchef Hartmut Mehdorn

(Foto: Foto: AP)

Die Sonderermittler haben bislang mit etwa der Hälfte der 120 Bahnmitarbeiter gesprochen, die Auskunft über die Spähaktionen geben könnten. Außerdem wurde bisher die Hälfte der fast 1000 von der Bahn übergebenen Dokumente gesichtet.

Die Bahn hat von März 2005 bis Oktober 2008 die E-Mails der Mitarbeiter durch einen Suchfilter laufen lassen, um Briefe herauszufischen, die an Zeitungen, Magazine und Fernsehsender, Kritiker der Bahn und andere Personen adressiert waren. Auf diese Weise sollte nach Angaben der Bahn der Abfluss von Betriebsgeheimnissen verhindert werden. Gewerkschafter und Bundestagsabgeordnete werfen Mehdorn vor, er habe Kritik an seiner Unternehmenspolitik unterbinden wollen. Der Bahnvorstand behauptet, er habe von der Ausspähung der E-Mails erst jetzt durch die Untersuchungen der Sonderermittler erfahren.

Die Ermittler sind aber auf ein internes Papier der Bahn gestoßen, aus dem hervorgehen soll, dass der Strategiechef des Konzerns, Alexander Hedderich, die Ausspähung des E-Mail-Verkehrs in die Wege geleitet habe. Hedderich soll im Februar 2005 persönlich festgelegt haben, nach welchen Empfängeradressen der E-Mail-Verkehr zu durchforsten sei. Diese Empfänger seien aus Sicht von Hedderich als "sensibel" eingestuft worden. Der Strategiechef gilt als einer der engster Mitarbeiter von Mehdorn. Er soll die Privatisierung des Staatsunternehmens vorbereiten, die wegen der Finanzkrise aber verschoben worden ist.

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