Bahncard:Der Klassiker ist wieder da

Seit Freitag bietet die Bahn wieder die Bahncard mit der alten Ermäßigung von 50 Prozent an. Mit 200 Euro ist die Bahncard 50 allerdings deutlich teurer als ihre im Dezember ausgelaufene Vorgängerin.

Für Millionen Zugreisende in Deutschland gelten von Freitag an neue Preise. Nach monatelanger Kritik an ihrem erst im Dezember eingeführten Tarifsystem bietet die Deutsche Bahn wieder die Bahncard mit der alten Ermäßigung von 50 Prozent an. Die Rabatte für Frühbucher werden deutlich vereinfacht.

Die Kunden der Bahn waren mit dem neuen Preissystem des Unternehmens offenbar zufrieden: Zu Tausenden deckten sich Zugreisende am Freitag mit der wieder eingeführten BahnCard 50 ein, die den Fahrpreis wie früher halbiert und ermäßigte Spontanfahrten wieder zulässt. In vielen großen Bahnhöfen bildeten sich nach Auskunft des Unternehmens lange Warteschlagen.

Dem Tag entgegengesehnt

"Wenn es für eine gute Sache ist, dann wartet man ja gerne", fasste der Berliner Peter Sommer die Stimmung zusammen. Der 36-Jährige war gewiss nicht der einzige, der dem Tag entgegensehnt hatte, an dem sich die Bahn von ihrem ungeliebten Preissystem verabschieden sollte.

"Wer nicht ganz helle im Kopf ist, hat das Preissystem nicht verstanden", kritisierte der Hamburger Geschäftsmann Ernst-Dieter Lüthbe zum Abschluss noch einmal. "Die Reisenden wurden drangsaliert." Die meisten hielten es am Freitag wie Michael Aulbach aus München: "Ich bin froh, dass sie die alte Bahncard wieder eingeführt haben."

Gemeckert wurde allenfalls, dass es in den vergangenen Wochen keinen Vorverkauf gab.

Die ersten Bahncard-Fans stellten sich deshalb schon früh am Morgen an. Allein im Bahnhof Zoo wurden in den ersten Stunden 338 neue Bahncards verkauft - für immerhin 200 Euro das Stück. Ähnlich sah es auf den Bahnhöfen in Frankfurt/Main, München oder Hamburg aus.

Der Hauptbahnhof Bremen berichtete gar von einem regelrechten Kundenansturm. "Die Nachfrage ist riesig", sagte der Leiter des Reisezentrums, Lothar Radszuweit. "Dass es so brummt, hatten wir in den letzten Wochen nicht so. Da lacht das Herz."

In der Tat ist auch vielen Bahn-Mitarbeitern nach siebeneinhalb Monaten der Abschied vom Preissystem nicht allzu schwer gefallen. Zu häufig arteten die Verkaufsgespräche in Grundsatzdiskussionen aus.

Vier Mal mehr als an Durchschnittstagen

Allein in Frankfurt am Main wurden bis zum frühen Nachmittag rund 400 BahnCards verkauft, das sind vier Mal mehr als an Durchschnittstagen.

"Vor allem die neue BahnCard 50 ist der Renner. Die starke Nachfrage nach unseren Angeboten zeigt, dass die Kunden mit den neuen Preisen der Bahn zufrieden sind", sagte Personalvorstand Karl-Friedrich Rausch.

Das neue Preissystem trat am Freitagmorgen in Kraft, nachdem in der Nacht zuvor bundesweit die Verkaufssysteme in 750 Reisezentren und 3.600 Reisebüros umgestellt worden waren.

Im Mittelpunkt der Reform steht die Wiederbelebung der BahnCard 50, die aber mit 200 Euro für die 2. Klasse und 400 Euro für die 1. Klasse deutlich teurer geworden ist. Die BahnCard 25, die 25 Prozent Rabatt gewährt, wird mit 50 statt bisher 60 Euro für die 2. Klasse und 100 statt vorher 150 Euro für die 1. Klasse preiswerter.

Wer sich festlegt, spart

Zusätzlich gibt es eine Reihe von Sparangeboten für die Fahrgäste, die sich im Voraus auf einen Zug festlegen.

Die Deutsche Bahn hatte sich nach eigenen Angaben bestmöglich auf die Umstellung vorbereitet. 150 Auszubildende unterstützten den Kundenservice in den Bahnhöfen. Weitere 500 Bahnmitarbeiter werden bis Dezember in den 30 größten Bahnhöfen bundesweit im Einsatz sein, um die Fahrgäste zu beraten.

Zum Verkaufsstart hatten nach den Worten Rauschs zudem etwa 190 Führungskräfte den Kollegen im Verkauf geholfen. In den Bahnhöfen waren 60 zusätzliche Schalter für den Verkauf und den Umtausch der BahnCard 25 in die BahnCard 50 eingerichtet worden.

Nur noch bis zum 30. September 2004 soll die weiter gültige "Bahncard 25" mit den künftigen Sparpreisen für Frühbucher verknüpft werden können. Hierfür gibt es fortan nur noch zwei Stufen mit 25 oder 50 Prozent Ersparnis. Tickets müssen dafür einheitlich spätestens drei Tage vor der Fahrt gekauft werden.

Keine weiteren Aktionspreise

Wegen der Einführung der neuen Preise will die Bahn vorerst keine anderen Aktionspreise starten. "Wir müssen einen Schritt nach dem anderen gehen", sagte Bahnsprecher Gunnar Meyer dem Tagesspiegel (Freitag).

Grundsätzlich bleibe es aber dabei, auf einzelnen Strecken zeitlich begrenzt besondere Aktionspreise anbieten zu wollen. Die Bahn hat beispielsweise bereits innerdeutsche Städtekurzreisen zu Billigtarifen angeboten.

Die Gewerkschaft Transnet begrüßte das neue System. Die ersten Reaktionen zeigten, dass der Anspruch der Kunden getroffen sei, sagte Transnet-Chef Norbert Hansen im Deutschlandradio.

Der Vorteil des neuen Systems liege vor allem darin, dass der Kunde es verstehe. Hansen zeigte sich optimistisch, dass die Bahn das Kundenvertrauen schnell wieder gewinnt.

Der Vorsitzende des Tourismus-Ausschusses des Bundestages, Ernst Hinsken (CSU), zeigte sich erfreut, dass es bei den günstigen Familienkonditionen bleibt, und sprach die Hoffnung aus, "dass der Bahn mit den Modifizierungen beim Preissystem endlich der große Wurf gelungen ist".

Klage gegen Kritiker zurückgezogen

Parallel zur Einführung des verbesserten Preissystems gab die Bahn am Freitag auch ihren juristischen Widerstand gegen einen der schärfsten Kritiker des umstrittenen alten Preissystems auf.

Wie der Bundesvorsitzende von Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, in Hamburg mitteilte, zog das Unternehmen seine Klage gegen den Fahrgastverband vor dem Landgericht Hamburg zurück.

Zuvor hatte Naumann dem Unternehmen in einem Brief versichert, dass er der Bahn nie "betrügerische Absichten" unterstellt habe.

Naumann hatte in einem Interview nach der Einführung des Systems im Dezember vergangenen Jahres gesagt, jeder zweite Bahnkunde zahle nach der Preisreform zu viel. Die Bahn hatte daraufhin eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt.

(sueddeutsche.de/dpa/AP)

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