Bahn vor neuen Streiks:Lokführer neben der Spur

Das Erschreckende an dem Streik der GDL ist die chaotische Ausführung. Und jetzt ist der Chef auch noch in der Kur.

Detlef Esslinger

Solch eine Vorstellung wie die GDL hat schon lange keine Tarifpartei in Deutschland mehr geboten. Das Erschreckende daran ist nicht der Ingrimm, mit dem sie ihren Arbeitskampf führt - der ist ihr gutes Recht. Das Erschreckende ist die chaotische Art und Weise, in der die Lokführer-Gewerkschaft agiert.

In den vergangenen Wochen musste sich nur ihr Chef Manfred Schell mit sich selbst koordinieren. Das hat schon oft genug nicht geklappt. Nun aber müssen zwei stellvertretende Vorsitzende ihre Äußerungen miteinander abstimmen - und darüber hinaus muss die Pressesprecherin den Chef bändigen, weil der die abenteuerliche Entscheidung getroffen hat, in Kur zu fahren, von dort aus aber selbstverständlich das Hineinregieren nicht lassen kann.

Vize A, Vize B und der Chef

Hier nochmal kurz zusammengefasst, was seit Dienstagnachmittag geschah: Vize A erklärt, von Donnerstag an werde gestreikt. Vize B teilt mit, so weit sei man noch nicht, das Angebot der Bahn werde nochmal gründlich geprüft. Chef erklärt, es werde Streiks geben. Pressesprecherin dementiert Chef. Vize B kündigt Streiks an.

Wer so einen Arbeitskampf führt, der macht sich lächerlich. Ihm fehlt jenes Minimum an Zuverlässigkeit, das vor allem die Kunden der Bahn verlangen werden, wenn sie dem Anliegen der Lokführer weiterhin wohlwollend gegenüberstehen sollen.

Er unternimmt alles, dass sein Anliegen sehr bald gar nicht mehr diskutiert werden wird - spätestens dann nicht mehr, wenn die Boulevardpresse Bilder von verstopften Straßen zeigt, und daneben ein Foto, wie es sich der GDL-Chef in der Kur gutgehen lässt. Die Führung der Gewerkschaft gehört nicht in Kur, sondern dringend in Klausur.

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