Geplatzte Bahn-Tarifverhandlungen:"Die Wahrscheinlichkeit von Arbeitskämpfen ist enorm angestiegen"

  • Die Tarifverhandlungen zwischen Bahn und Gewerkschaft sind überraschend gescheitert.
  • "Wir standen kurz vor dem Durchbruch und einer Einigung über eine Grundstruktur zum Flächentarifvertrag und die GDL verweigert sich grundlos", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber.
  • GDL-Chef Weselsky hingegen sagte, die Bahn habe "eine Rolle rückwärts" gemacht.

Keine Einigung zwischen Bahn und GDL

Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL sind überraschend gescheitert. Die GDL habe die Verhandlungen platzen lassen, teilte die Bahn am Mittwochabend mit. Das Verhalten sei vollkommen unverständlich und "nicht rational nachvollziehbar". Die Bahn habe kurz vor dem Abbruch ein Papier vorgelegt, in dem weitgehend auf die Forderungen der Gewerkschaft eingegangen werde.

"Wir standen kurz vor dem Durchbruch und einer Einigung über eine Grundstruktur zum Flächentarifvertrag und die GDL verweigert sich grundlos", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber.

Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky hingegen begründet den Abbruch damit, dass die Bahn in den Tarifgesprächen "eine Rolle rückwärts" gemacht habe. Er sagte nach der Tarifrunde: "Die Wahrscheinlichkeit von Arbeitskämpfen ist mit dem heutigen Tag enorm angestiegen." Es werde laut GDL-Sprecherin Gerda Seibert aber nicht gleich am Donnerstag zu Streiks kommen.

Ein Tarifabschluss mit der GDL solle abhängig sein von einem Tarifwerk, das die Bahn mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) aushandeln wolle. "Das werden wir nicht zulassen. Wir sind eine freie Tarifvertragspartei, die keine Abhängigkeit von anderen hat", fügte Weselsky hinzu. Einen für den 26. Februar verabredeten Verhandlungstermin mit der Bahn sagte die GDL ab.

Der Konflikt zwischen der Bahn und den Gewerkschaften

Beide Seiten befinden sich seit dem Sommer in einem außergewöhnlich komplizierten Tarifkonflikt für etwa 160 000 Beschäftigte. Die GDL verlangt fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Wochenarbeitszeit. Problematisch ist auch, dass die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG und die GDL teils für die gleichen Beschäftigtengruppen Abschlüsse erzielen wollen. Da die Bahn unterschiedliche Verträge für die gleiche Beschäftigtengruppe aber ablehnt, versucht sie mit beiden konkurrierenden Gewerkschaften identische Abkommen auszuhandeln.

Die GDL hat im vergangenen Jahr mehrfach gestreikt, wodurch der Zugverkehr in weiten Teilen zum Erliegen kam. Dabei setzte sie zunächst durch, dass sie außer für die 20.000 Lokführer auch für das Zugpersonal und die Rangierführer Verträge abschließen kann. Für diese Gruppen hatte bisher die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelt.

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