Bahn:Streit um Chef

Richard Lutz

Richard Lutz, 52, arbeitet bereits seit 1994 bei der Deutschen Bahn. Seit 2010 ist er im Vorstand für den Bereich Finanzen zuständig. Seit dem Abgang von Rüdiger Grube ist er auch kommissarisch Vorstandsvorsitzender.

(Foto: dpa)

Aufsichtsräte kritisieren die Machtfülle des neuen Vorstandschefs. Der soll neben dem Amt des Bosses auch das des Finanzchefs ausüben.

Von Caspar Busse und Markus Balser, Berlin/München

In der kommenden Woche soll es soweit sein. Dann treffen sich die 20 Mitglieder des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn, um Richard Lutz zum neuen Vorstandsvorsitzenden wählen - als Nachfolger von Rüdiger Grube, der Ende Januar überraschend hingeworfen hat. Bereits an diesem Samstag sollen die Aufsichtsräte im Ministerium zusammenkommen und über die Pläne der großen Koalition informiert werden. Doch geladen sind den Informationen zufolge nur die zehn Vertreter der Kapitalseite, die zehn Aufsichtsräte der Arbeitnehmerseite sind zunächst außen vor. Sie sollen erst in einer Telefonschalte im Anschluss auf dem Laufenden gehalten werden. Man sei sauer und fühle sich schlecht informiert, heißt es dazu im Arbeitnehmerlager.

Schließlich sollte sich diesmal nicht wiederholen, was den Streit um die Vertragsverlängerung Grubes hatte eskalieren lassen: Eine späte Information aller Kontrolleure. Doch viele hatten von den neuen Personalplänen erst aus den Medien erfahren. Zudem gibt es beim neuen Anlauf zur Besetzung des Chefpostens beim Staatskonzern weiteren Streit. Bemängelt wird die Machtfülle, die der neue Vorstandsvorsitzende künftig als Chef und Finanzvorstand in einer Person haben soll.

Die Personalie Lutz gilt somit nicht als sicher. "Dass beide Ämter in Personalunion ausgeführt werden sollen, ist sehr kritisch zu sehen", heißt es aus dem Aufsichtsrat. Es entstehe eine Machtfülle, die nicht akzeptabel sei. Vor allem ein Teil der Arbeitnehmervertreter sei dagegen, aber offenbar auch einzelne Mitglieder der Kapitalseite. Nach derzeitigem Stand sei unsicher, wie viele Aufsichtsräte der neuen Verteilung im Vorstand zustimmen. Einwände gegen die Person Lutz bestünden nicht, heißt es weiter. Verkehrsminister Alexander Dobrindt muss also noch Überzeugungsarbeit leisten. Dobrindt sei sich sicher, dass die Personalie durchgehe, heißt in Kreisen des Ministeriums. Vergangenen Montag hatten sich die Vertreter der Koalition in Berlin auf Lutz als neuen Vorstandsvorsitzenden des Staatsunternehmen geeinigt. Der 52-Jährige führt die Geschäfte seit einigen Wochen kommissarisch.

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