Bahn:Neuer Bahnchef: Finanzchef Lutz setzt sich gegen Ronald Pofalla durch

Richard Lutz

Richard Lutz ist bereits seit 1994 bei der Bahn, seit 2010 ist er Finanzvorstand. Nun soll er den Chefposten dauerhaft übernehmen.

(Foto: Britta Pedersen/dpa)
  • Der kommissarische Bahnchef Richard Lutz soll nach dem Willen der großen Koalition auch dauerhaft den Staatskonzern leiten.
  • Die endgültige Entscheidung über die Nachfolge von Rüdiger Grube muss zwar der Aufsichtsrat der Bahn Ende März treffen - die Zustimmung gilt aber als ziemlich sicher.
  • Der Umbau im Vorstand des Unternehmens ist damit allerdings längst nicht beendet.

Von Markus Balser

Die Bahn bekommt einen neuen Chef - und nach gut einem Monat scheint nun auch klar, wer es wird: Der bisherige Finanzvorstand des Staatskonzerns, Richard Lutz, soll die vakante Stelle dauerhaft besetzen. Darauf hat sich die große Koalition bei einem Treffen von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), SPD-Chef Sigmar Gabriel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) geeinigt. Weil auch führende Arbeitnehmervertreter mit der Personalie einverstanden seien, gelte die Personalie als ziemlich sicher, hieß es im Umfeld der Bahn.

Lutz hatte den Spitzenposten bereits kommissarisch eingenommen, nachdem Ex-Bahnchef Rüdiger Grube Ende Januar im Streit um seine geplante Vertragsverlängerung überraschend zurückgetreten war. Grube stand seit Mai 2009 an der Spitze der Deutschen Bahn. Eine zwischenzeitlich verfolgte externe Besetzung seines Postens entpuppte sich als schwierig, hochrangige Kandidaten ließen sich nicht für den Posten gewinnen.

Entscheidung liegt formell beim Aufsichtsrat

Die finale Entscheidung für Lutz ist damit allerdings noch nicht gefallen - sie liegt beim Aufsichtsrat der Bahn. Sie gilt jedoch wegen der Besetzung des Gremiums mit vielen Vertretern der Politik als höchst wahrscheinlich. Lutz soll demnach bei einer Sitzung des Kontrollgremiums am 22. März offiziell zum neuen Vorstandschef berufen werden. Zuvor solle der Aufsichtsrat bereits am Wochenende über den Personalwunsch der Regierung informiert werden.

Der als Kandidat für den Chefposten gehandelte Bahn-Vorstand Ronald Pofalla konnte sich derweil nicht durchsetzen. Er stieß besonders bei der SPD auf Widerstand. Und auch in der Union wollte man sich vor der Bundestagswahl nicht dem Vorwurf aussetzen, wichtige Wirtschaftsposten politisch zu besetzen.

Der künftige Chef Lutz kennt die Bahn seit Jahren. Er ist bereits seit 1994 im Unternehmen und seit 2010 Finanzvorstand. Der 52-Jährige galt als Vertrauter des früheren Bahn-Finanzvorstands Diethelm Sack, der unter Bahnchef Hartmut Mehdorn im Vorstand saß. Der frühere Aufsichtsratschef Werner Müller hatte Lutz bei seiner Ernennung zum Finanzchef als exzellenten Fachmann bezeichnet, der das Unternehmen und seine Menschen bestens kenne.

Aufsichtsratschef Felcht bleibt - vorerst

Mit der Personalie Lutz ist der Umbau im Bahnvorstand allerdings noch nicht erledigt. Seit Längerem ist ein eigenständiges Digital-Ressort geplant, das Zukunftsthemen vorantreiben soll. Zudem könnte der auch als möglicher Chef gehandelte Siemens-Manager Sigfried Russwurm den freien Posten des Technik-Chefs besetzen. Die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Sigrid Nikutta, werden Chancen nachgesagt, künftig den angeschlagenen Güterverkehr der Bahn im Vorstand zu reformieren. Beide Personalien befürworte Dobrindt.

Der umstrittene Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht soll zugleich im Amt bleiben. Ihm war vorgeworfen worden, dass ihm die entscheidende Aufsichtsratssitzung zur Vertragsverlängerung Grubes entglitten sei. Felcht hatte sich gegen die Vorwürfe gewehrt. Verkehrsminister Dobrindt habe ihm eine Garantie für seinen Posten signalisiert, solange er selbst im Amt sei, verlautete in Regierungsreisen. Da Dobrindt nachgesagt wird, er strebe nach der Wahl andere Ämter an, könnte die Garantie allerdings im Herbst bereits auslaufen. Für die aus dem Kontrollgremium ausgeschiedene neue Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries soll der Sozialdemokrat Uwe Beckmeyer nachrücken. Er ist derzeit Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und ein Kenner der Bahn. Seine Benennung müsse noch vom Bundeskabinett bestätigt werden.

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