Bahn:Kurswechsel im Umgang mit dem Kunden

Die Deutsche Bahn (DB) vollzieht sowohl beim Preissystem wie auch im Umgang mit den Kunden und den Verbraucherverbänden einen umfassenden Kurswechsel.

Ulf Brychcy und Klaus Ott

Der Vorstandschef des Staatsunternehmens, Hartmut Mehdorn, will nach der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch weitere Details der Preisreform verkünden und dabei entgegen bisherigen Gepflogenheiten auch die Fahrgastorganisationen wie Pro Bahn einbeziehen.

Neben der Rückkehr zur alten Bahncard mit 50 Prozent Rabatt, die schon im Sommer wieder erhältlich sein soll, plant die DB auch eine Vereinfachung der umstrittenen Frühbucher-Rabatte. Statt drei Rabattstufen soll es künftig nur noch zwei geben, allerdings erst ab dem nächsten Fahrplanwechsel Mitte Dezember.

Wer sich einen Tag, drei Tage oder eine ganze Woche im voraus auf bestimmte Zugverbindungen festlegt, erhält derzeit zwischen 10 und 40 Prozent Rabatt. Der Gießener Wirtschaftswissenschaftler Gerd Aberle, der dem Beirat der Bahn angehört, hat konkret ein Zwei-Stufen-Modell mit 25 und 40 Prozent Preisnachlass angeregt.

Aberles Institut hatte dem DB-Vorstand auch vorgeschlagen, neben der neuen Bahncard (BC) mit 25 Prozent Rabatt (die mit den Frühbucher-Tarifen kombiniert werden können) wieder die frühere BC mit 50 Prozent Nachlass auf den Grundpreis anzubieten.

Lob für die alte Bahncard

"Untersuchungen zeigen, dass der vom Kunden empfundene Nutzen eines 50-prozentigen Rabattes dreimal so hoch ist wie der eines 25-prozentigen Rabattes."

Der Forderung von Aberle, den Verbraucherverbänden, der Bahngewerkschaft Transnet und Bündnis 90/Die Grünen kommt der Bahnvorstand nun nach, wobei die BC 50 mit 200 beziehungsweise 400 Euro für die zweite und erste Klasse aber deutlich mehr kostet als früher.

Transnet-Chef Norbert Hansen, Pro Bahn, der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßen die Rückkehr zur BC 50, die nunmehr neben der BC 25 erhältlich ist. Damit könnten verloren gegangene Stammkunden zurückgewonnen und neue Fahrgäste in die Züge geholt werden.

Über die Details der Reform, mit der das Ende vergangenen Jahres eingeführte, vielfach kritisierte neue Tarifkonzept korrigiert wird, unterrichtet die DB am Mittwoch vorab die Fahrgast- und Umweltorganisation sowie den Bundesverband der Verbraucherzentralen.

Eingeladen ist auch der Verband Pro Bahn, den Mehdorn wegen der harten Attacken auf das neue Tarifkonzept als "Pro Meckerer" bezeichnet hatte. Schon zuvor hatte die DB den Kontakt mit Pro Bahn abgebrochen. Mehdorns schroffer Umgang sorgte für Unmut in der Bundesregierung und der Regierungskoalition.

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