Bafin:Sorge um Kundenrechte

Immer mehr Versicherer erwägen, unrentable Teile ihrer Vertragsbestände an Spezialunternehmen abzugeben. Der oberste Versicherungsaufseher mahnt, die Interessen der Kunden zu wahren.

Von Anna Gentrup, Hamburg

Immer mehr Versicherer überlegen, unrentable Teile ihrer Vertragsbestände in die Abwicklung an Spezialunternehmen wie Heidelberger Leben, Darag oder Frankfurter Leben abzugeben. Das nennt sich im Branchenjargon Run-off. Deutschlands oberster Versicherungsaufseher Frank Grund von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) will sich dem Trend nicht entgegenstellen. Bei einer SZ-Fachkonferenz machte er aber klar, dass die Interessen der Kunden gewahrt werden müssten.

So dürften diese nicht schlechter gestellt werden, wenn ihr Anbieter einen Bestand in die Abwicklung gibt, sagte Grund. Die Behörde erreichten bereits Anfragen besorgter Kunden, berichtete er. "Versicherungsnehmer reagieren mitunter sensitiv", sagte er. "Sie fürchten, dass der Versicherer, für den sie sich entschieden hatten, nicht mehr voller Eifer hinter ihrer Police steht." Kunden hätten das Gefühl, der Versicherer wolle sich ihrer entledigen.

Der anhaltende Niedrigzins und die neuen europaweiten Eigenkapitalvorschriften Solvency II setzen Versicherer unter Druck. Viele Gesellschaften prüfen daher ihre Bestände und trennen sich von unrentablen Einheiten. Meist gehen die Bestände an Run-off-Spezialisten. Versicherte erhalten bei Policen in Abwicklung zwar die zugesagte Versicherungsleistung, auf Kulanz oder einen bemühten Kundenservice können sie aber meist nicht hoffen. "Versicherungen sind kein kurzfristiges Geschäft", so Grund. Doch beim Run-off seien die Kundenbelange oft nicht entscheidend. "Im schlechtesten Fall spielen sie überhaupt keine Rolle."

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