Axel-Springer-Verlag:Interesse an T-Online? Von wegen!

Springer-Chef Mathias Döpfner

Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner (hier bei einer Jauch-Sendung) liebäugelt mit Übernahmen, allerdings nicht von T-Online.

(Foto: dpa)
  • Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung weist Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner den Vorwurf zurück, aus dem Verlag ein Dienstleistungsunternehmen machen zu wollen.
  • Er stellte außerdem klar, dass Springer keine Übernahme der Internetplattform T-Online plane. Vergangene Woche hatte die Telekom erstmals öffentlich eingeräumt, dass das Portal zum Verkauf stehe.
  • "Uns interessiert derzeit besonders der englische Sprachraum", sagt Döpfner der SZ.

Von Varinia Bernau und Caspar Busse

In der 18. Etage des Axel-Springer-Hochhauses in Berlin wurde kräftig umgebaut. Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner, 52, und seine Vorstandskollegen haben jetzt nur noch elf Quadratmeter kleine Einzelbüros hinter einer Glaswand. Ist Diskretion gefragt, können sie immerhin einen dünnen weißen Vorhang zuziehen. Döpfner gibt sich gern demonstrativ offen und modern. Er macht auf seinem Smartphone die Techno-Musik aus und erklärt, wie er den Traditionsverlag neu erfinden will.

Axel Springer hat in den vergangenen Jahren viel Geld in Internetportale gesteckt, auf denen man (wie etwa auf Stepstone) nach einem neuen Job suchen oder (wie bei Idealo) Preise vergleichen kann. Und der Konzern hat sich von Zeitungen getrennt. Das hat Döpfner, seit 14 Jahren Konzernchef, den Ruf eingebracht, aus dem Verlag ein Dienstleistungsunternehmen zu machen.

Ein Vorwurf, der aus seiner Sicht unberechtigt ist - weil bei Springer, wie er betont, auch in analogen Zeiten nur ein Drittel der Mannschaft für Journalismus zuständig war, und der Rest für den Verkauf von Anzeigen, die Zeitungen und Zeitschriften erst ermöglichten. "Wenn wir die Idee der Zeitung vom Papier emanzipieren wollen, müssen wir diesen Weg gehen. Andere glauben nicht mehr an Journalismus und investieren in IT-Start-ups oder E-Commerce. Das ist die Rettung eines Unternehmens durch Änderung des Geschäftszwecks", sagt Döpfner im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. "Genau diesen Weg gehen wir nicht."

"Eine Übernahme von T-Online ist sehr unwahrscheinlich"

Auch deshalb wurde Axel Springer zuletzt als einer der aussichtsreichsten Kaufinteressenten für T-Online gehandelt. Die Internetseite, auf der man Neuigkeiten lesen, sich aber auch für einen E-Mail-Dienst einloggen kann, erreicht so viele Menschen wie kaum eine andere in Deutschland. Doch nun erteilt Döpfner dem Manöver eine Absage - auch wenn er sich noch eine allerletzte Option offen hält. "Eine Übernahme von T-Online ist sehr unwahrscheinlich", sagt Döpfner.

Bislang gehört T-Online der Deutschen Telekom. In der vergangenen Woche aber hatte Tim Höttges, Vorstandsvorsitzender der Telekom, erstmals öffentlich eingeräumt, dass das Portal zum Verkauf stehe. Der Konzern habe bereits Gespräche mit möglichen Interessenten aufgenommen, sagte er auf der Hauptversammlung in Köln. Das Geschäft hinter der Internetseite, auf dem man Neuigkeiten lesen, sich aber auch für einen E-Mail-Dienst einloggen kann, habe sich überlebt.

Höttges, der die Telekom seit eineinhalb Jahren führt, legt Wert darauf, dass sich das Unternehmen auf seine Stärken konzentriert - nämlich die Bereitstellung von Netzen. Aus dem Geschäft mit einem anderen seiner Portale, Scout 24, hat sich die Telekom bereits im November 2013 zurückgezogen. Der Konzern hat 70 Prozent seiner Anteile an der Firma, die mit Kleinanzeigen im Internet groß geworden war, an einen amerikanischen Finanzinvestor abgetreten - und dafür 1,7 Milliarden Euro eingestrichen. Das war mehr als viele Branchenbeobachter für möglich gehalten hatten. Zuletzt hieß es, dass sich eine Übernahme von T-Online durch Springer hinauszögere, weil beide Unternehmen unterschiedliche Preisvorstellungen hätten.

"Unsere Prioritäten sind andere"

Mathias Döpfner stellte nun jedoch klar, mit anderen Übernahmen zu liebäugeln. "Unsere Prioritäten sind andere", sagte er. "Uns interessiert derzeit besonders der englische Sprachraum." Der Konzern schaue sich viele Unternehmen an. "Wenn Sie wüssten, wie viele Projekte wir prüfen, würden Sie als Journalist ganz nervös werden. Aber 90 Prozent der Dinge realisieren sich eben nicht, weil wir den geforderten Preis nicht zahlen wollen, weil die Firma doch nicht so attraktiv ist, weil wir vom Management nicht überzeugt sind."

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