Autozulieferer Schaeffler:Die transparente Familie

Erst die Transparenz, dann das Vertrauen, danach das Geld: Der Autozulieferer Schaeffler wandelt sich von einer Personen- zu einer Kapitalgesellschaft.

Martin Hesse

Ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gründeten die Brüder Wilhelm und Georg Schaeffler den Wälzlager-Spezialisten INA. Über Jahrzehnte baute die Familie einen der größten Autozulieferer Europas auf, ohne im grellen Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Jetzt hat Schaeffler sich in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt. Damit müssen die jetzigen Familiengesellschafter Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg sich stärker der Kontrolle ihrer Geldgeber öffnen. Die Umwandlung soll die Verschmelzung mit dem börsennotierten Continental-Konzern vorbereiten. Das Fernziel ist es, die fusionierte Gruppe an die Börse zu bringen.

Maria Elisabeth Schaeffler

Viele Jahre konnte Maria Elisabeth Schaeffler mit ihrem Sohn frei schalten und walten, doch mit der Übernahme des Konkurrenten Continental hatte sie sich übernommen - mit weitreichenden Konsequenzen.

(Foto: ag.ap)

Die Schaeffler GmbH, die zu 100 Prozent der Familie Schaeffler gehört, fungiert künftig als Managementholding für das operative Geschäft Schaefflers sowie die 75-prozentige Beteiligung an Continental. Schaeffler hatte Conti 2009 nach langem Kampf übernommen, sich dabei aber hoch verschuldet. Die Familie handelte mit den Banken eine Umschuldung aus. In den nächsten Jahren muss sich der Familienkonzern jedoch Milliarden frisches Kapital beschaffen. Dazu brauche man alle Finanzierungsinstrumente, die ein börsennotierter Konzern habe, hieß es in Unternehmenskreisen.

Zuerst muss Schaeffler zunächst einmal Transparenz schaffen, um das Vertrauen der Gläubiger und künftiger Investoren zu gewinnen. "Die Umstrukturierung in eine Kapitalgesellschaft ist für uns ein sehr bedeutsamer Schritt in Richtung Kapitalmarkt", teilte Maria-Elisabeth Schaeffler mit. Außerdem müssen die Eigentümer und das Management Schaefflers alles was sie tun, mit einem neuen, 20 Mitglieder umfassenden Aufsichtsrat abstimmen.

Die Anteilseigner werden in dem Kontrollgremium außer durch die beiden Familienmitglieder durch den Präsidenten der Fraunhofergesellschaft Hans-Jörg Bullinger, Metro-Chef Eckhard Cordes, den früheren Schering-Chef Hubertus Erlen, die Auto-Manager Bernd Gottschalk und Franz Josef Kortüm, die Finanzexperten Siegfried Luther (früher Bertelsmann) und Robin Stalker (Adidas) sowie den Politiker Otto Wiesheu. Außerdem erhalten die Arbeitnehmer über zehn Vertreter im Aufsichtsrat Mitspracherechte.

Das neue Kontrollgremium wird nun das Zahlenwerk Schaefflers studieren und aufbereiten, so dass voraussichtlich für das Geschäftsjahr 2010 Anfang nächsten Jahres erstmals eine Bilanz vorgelegt werden kann, die den Ansprüchen der Börse genügt, heißt es in Unternehmenskreisen. Frühestens im Laufe des kommenden Jahres dürfte dann die Fusion mit Conti erfolgen. Zuvor müsste sich die GmbH noch in eine Aktiengesellschaft umwandeln, was aber als sehr schnell umsetzbar gilt. Erst dann wird sich Schaeffler voraussichtlich auch für andere Miteigentümer öffnen.

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