Automobilbranche:Borgward kehrt zurück

Borgward

In den 1950er-Jahren war Borgward der drittgrößte Autohersteller Deutschlands. 1961 ging er spektakulär pleite.

(Foto: How Hwee Young/dpa)

Der legendäre Automobilhersteller mit der Raute will eine Montagefabrik in Bremen eröffnen - 55 Jahre nach der spektakulären Pleite des Unternehmens. Dort sollen von 2018 an SUV-Geländewagen vom Band rollen - mit Elektroantrieb.

Der wieder ins Leben gerufene Traditions-Autohersteller Borgward will ein Montagewerk an seinem einstigen Heimatstandort Bremen eröffnen. Dort sollen ab 2018 zunächst vollelektrisch angetriebene SUV-Geländewagen des Typs Borgward BX7 gefertigt werden, teilte das in Stuttgart ansässige Unternehmen am Mittwoch mit. Die Anfangsinvestitionen belaufen sich demnach auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Der genaue Ort der geplanten Fabrik wird in den kommenden Wochen entschieden.

Vorgesehen ist nach Angaben von Borgward in einem ersten Ausbauschritt eine sogenannte SKD-Fertigung von bis zu 10 000 Fahrzeugen pro Jahr, in der Startphase sollen 50 bis 100 Arbeitsplätze entstehen. SKD oder "semi knocked-down" bezeichnet eine Fertigungsart, bei der Autos vorgefertigt, teilweise zerlegt und dann an einem zweiten Standort wieder neu zusammengesetzt werden. Auf diese Weise lassen sich etwa Einfuhrzölle reduzieren. Borgward betreibt bereits ein Werk im chinesischen Miyun, in dem der BX7 gebaut wird und das im Produktionsverbund des Unternehmens die Rolle der "Stammfabrik" einnehmen soll. In China ist der SUV seit Juni auf dem Markt. Das Bremer Werk soll demnach dazu dienen, den Bedarf nach Markteintritt in Deutschland und anderen europäischen Ländern abzudecken. "Mit diesem Schritt bekennen wir uns zu Deutschland als Industriestandort und zu unserer eigenen Herkunft", erklärte Borgward-Vorstandschef Ulrich Walker. Neben rein sachlichen Argumenten habe sich sein Unternehmen auch "aus emotionalen Gründen" für einen Standort in der Hansestadt entschieden. Dort war Borgward 1924 gegründet worden. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das Unternehmen zu einem der bekanntesten Automobilhersteller in Deutschland. Während des Wirtschaftswunders in den 1950er Jahren war die Borgward-Firmengruppe mit ihren Marken Lloyd, Goliath und Borgward nach eigenen Angaben der drittgrößte deutsche Automobilhersteller, beschäftigte rund 23 000 Menschen und verkaufte seine Pkw und Lastwagen bis in die USA. Bis 1961, als das Vorzeigeunternehmen spektakulär in die Insolvenz rutschte, liefen bei Borgward in Bremen demnach rund 1,2 Millionen Autos vom Band. 2005 tat sich eine Gruppe von Automobilmanagern um den Enkel des Firmengründers Carl Friedrich Wilhelm Borgward, Christian Borgward, zusammen, um die alte Marke mit neuen Modellen wieder zu etablieren.

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