Automatisierung:Blockbuster in der Fabrik

Automatisierung: Roboter, die wie Menschen Gegenstände greifen können, sind eine faszinierende Geschichte. Mindestens ebenso faszinierend ist offenbar das Entwickeln solcher Maschinen, denn die Branche hat genügend Nachwuchs.

Roboter, die wie Menschen Gegenstände greifen können, sind eine faszinierende Geschichte. Mindestens ebenso faszinierend ist offenbar das Entwickeln solcher Maschinen, denn die Branche hat genügend Nachwuchs.

(Foto: Toru Yamanaka/AFP)

Roboter übernehmen immer mehr Aufgaben in der Produktion. Für die Entwicklung braucht die Industrie findige Köpfe.

Von Andrea Hoferichter

Im Vergleich zu Kinohelden wie R2-D2, Terminator und Wall-E kommen Industrieroboter ziemlich dröge daher. Doch in Fabrikhallen sind die mit allerlei Hightech ausstaffierten Stahlkonstrukte durchaus Blockbuster. Allein im vergangenen Jahr wurden einer Studie des Weltroboterverbands IFR zufolge weltweit 240 000 Industrieroboter verkauft. Und der Verband rechnet damit, dass die Absatzzahlen bis 2018 jedes Jahr um weitere 15 Prozent steigen werden. In Deutschland stehen die stählernen Automaten, die unter anderem heben, kleben, schweißen und löten können, besonders hoch im Kurs. Deutschland ist der größte Robotermarkt in Europa und weltweit auf Platz fünf, nach China, Japan, Südkorea und den USA.

Dass die Branche wächst, ist eine gute Nachricht für Technikliebhaber, die ihre Leidenschaft zum Beruf machen wollen. Schließlich sind noch immer menschliche Fähigkeiten gefragt, um die Hightech-Automaten zum Leben zu erwecken und sie das tun zu lassen, was sie tun sollen. Bei ABB in Friedberg zum Beispiel bestücken Ingenieure unterschiedlicher Fachrichtungen die "nackten" Roboter aus der Fabrik mit Kameras und Sensoren, mit Schweiß-, Löt- oder Greifwerkzeugen und programmieren sie. "Bei uns arbeiten vor allem Maschinenbauingenieure und Elektrotechniker, beide gerne mit dem Schwerpunkt Automatisierungs- und Produktionstechnik", berichtet Personalleiterin Claudia Ludwig. Außerdem gehören Wirtschaftsingenieure und Wirtschaftsinformatiker zur Belegschaft. Ein Master- oder Bachelorabschluss wird vorausgesetzt. Doch auch Quereinsteiger haben Chancen.

Ein blanker Roboter allein nützt wenig. Er muss erst programmiert werden

Die Frage, ob eher der "nerdige" Tüftlertyp oder der Teamplayer gefragt ist, kann Ludwig leicht beantworten: "Am besten beide in einer Person", sagt sie. "Natürlich brauchen wir Menschen mit einer Leidenschaft für die Technik. Sie sollten aber auch kommunikativ sein." Schließlich müssten sich die Mitarbeiter immer wieder mit den Kunden und Kollegen abstimmen und das oft auf internationaler Ebene. Englischkenntnisse seien deshalb eine Grundvoraussetzung und auch, dass die Mitarbeiter über den Tellerrand hinausschauen können.

Das gilt auch für das Fachliche, denn die Kundschaft der Roboterhersteller ist vielfältig. Den größten Marktanteil machen nach IFR-Daten die Automobil- sowie die Elektro- und Elektronikindustrie aus. Die Maschinen helfen bei der Produktion ganzer Autos, bei der Herstellung von Batterien, Kühlschränken oder Handys. Doch auch aus der Chemie-, Metall- und Lebensmittelbranche sind Roboter kaum noch wegzudenken. "Unsere Mitarbeiter müssen schnell ein Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden entwickeln, um die Roboter optimal darauf abzustimmen", berichtet Ludwig.

Und weil Industrieroboter längst nicht mehr nur aus Stahl und Eisen sind, sondern auch aus einer Menge Bits und Bytes bestehen, können Bewerber mit IT-Kenntnissen bei den Roboterherstellern besonders punkten. Und das in Zukunft voraussichtlich noch mehr. Denn das Internet der Dinge, oft schlicht "Industrie 4.0" genannt, hält in den Fabrikhallen Einzug. Die stählernen Produktionsmaschinen sollen miteinander kommunizieren und Produkte nach häufig wechselnden, individuellen Kundenwünschen fertigen können.

"In der Fabrik von morgen wachsen Hardware und Software zusammen, daher spielt IT bei uns eine immer größere Rolle", betont auch Frank Weinand, Personalleiter von Kuka Deutschland in Augsburg. Gleichwohl sind auch hier nicht nur Informatiker tätig. "Wir beschäftigen unter anderem Physiker, Mechatroniker, Elektrotechniker, Elektroniker, Wirtschaftsinformatiker mit einem Techniker- oder einem akademischen Abschluss, zum Teil auch mit Promotion", berichtet Weinand.

Bei ABB könnten Claudia Ludwig zufolge künftig auch Psychologen als externe Berater mit ins Boot geholt werden. "Sie könnten in der zukunftsgerichteten Forschung und Entwicklung zum Beispiel helfen, Bedieneroberflächen nutzerfreundlich zu gestalten und die Schnittstelle Mensch-Maschine zu optimieren", erklärt die Personalleiterin.

Wie in vielen Branchen steigen die Chancen auf Anstellung, wenn etwa Studenten eine Abschlussarbeit direkt im Unternehmen machen oder den Praxisteil eines dualen Studiums dort absolvieren. Wer ernsthaft über einen Job im Roboterbau nachdenkt, sollte sich das zu Herzen nehmen.

Denn obgleich die Branche wächst und Ingenieure mit IT-Kenntnissen gemeinhin als Mangelware gelten, haben die Unternehmen offenbar weder Nachwuchssorgen noch Bewerbernotstand. "Roboter sind eben ein spannendes, attraktives Berufsfeld", sagt Personalleiterin Ludwig. Und das liegt vermutlich nicht zuletzt auch an den prominenten Roboterkollegen aus den Filmstudios.

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