Autokartell:Erste Sammelklage in den USA eingereicht

Eine Anwaltskanzlei aus New Jersey fordert von den fünf deutschen Automobilherstellern Schadensersatz und Gewinnabschöpfung. Die beklagten Unternehmen überrascht das jedoch nicht.

Von Stefan Mayr, Stuttgart/München

Sie sind schnell, sehr schnell. Und sie formulieren hart, knallhart: "Diese Klage dreht sich um eine massive, zwei Jahrzehnte lange Verschwörung zwischen deutschen Autoherstellern, um rechtswidrig die Preise von deutschen Luxus-Fahrzeugen zu steigern." So beginnt die 70 Seiten lange Klageschrift der Anwaltskanzlei Carella Byrne aus New Jersey, die diese beim dortigen Bezirksgericht eingereicht hat.

Es ist die erste Sammelklage in den USA gegen das vermeintliche deutsche Autokartell. Sie war bereits am Dienstag fertig formuliert, also nur vier Tage nach dem ersten Medienbericht über die angeblichen Absprachen zwischen Managern von Audi, BMW, Daimler, Porsche und Volkswagen. Die Klage richtet sich gegen diese fünf Hersteller und fordert Schadenersatz plus Zinsen und Gewinnabschöpfung wegen ungerechtfertigter Bereicherung. Die Hersteller überrascht diese Klage nicht. Sie wurden bereits im Zuge der Dieselaffäre mit derartigen Klagen überhäuft. Hinter vorgehaltener Hand sprechen Vertreter der Konzerne von einer Klageindustrie, die vor allem ihre eigenen Gewinne im Blick habe und nicht die Interessen ihrer Mandanten. Tatsächlich legen es die meisten derartigen Klagen darauf an, öffentlich Druck auf die Firmen auszuüben und sie so zu teuren, außergerichtlichen Vergleichen zu bewegen. Zulieferer Bosch zahlte in einem derartigen Vergleich 327,5 Millionen US-Dollar an Eigentümer von VW-Dieselautos. Bei diesen Vergleichen verdienen vor allem die Anwälte - die Mandanten bekommen oft viel weniger Geld. In Deutschland gibt es solche Sammelklagen nicht.

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