Autoindustrie in den USA:Der Riese GM erfleht die Verstaatlichung

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GM zieht im Überlebenskampf alle Register: Gläubiger des US-Autokonzerns sollen mit Aktien ausgezahlt werden - und die Hälfte der Anteile an den Staat gehen.

Die Zukunft von General Motors (GM) hängt am seidenen Faden. Bis Ende Mai muss der marode Autohersteller einen endgültigen Sanierungsplan vorlegen. Doch bereits jetzt hat der Konzern erneut ein radikales Sparprogramm beschlossen - und bringt den Staat ins Spiel.

General Motors zieht im Überlebenskampf alle Register - und verschärft erneut die Sparbemühungen. (Foto: Foto: Reuters)

Seine Milliardenschulden will der Autokonzern mit einem Tauschprogramm loswerden. Seinen privaten Gläubigern macht GM ein Angebot zur Umwandlung ihrer Forderungen in eine zehnprozentige Beteiligung am Unternehmen. So könnten die Gläubiger für jeweils 1000 Dollar, die das Unternehmen ihnen schulde, 225 GM-Aktien bekommen. Sollten die Vorschläge akzeptiert werden, könnte der Konzern mit einem Schlag 27 Milliarden Dollar Schulden loswerden.

Der amerikanische Staat soll die Hälfte der Konzernaktien erhalten und dafür dem Unternehmen im Gegenzug die Hälfte seiner Schulden bei der öffentlichen Hand von 15,4 Milliarden US-Dollar erlassen. Damit bittet GM die Regierung in Washington quasi um eine weitgehende Verstaatlichung.

Auch die Absicherung eines Gesundheitsfonds für ehemalige GM-Mitarbeiter will das Unternehmen nach eigenen Angaben zur Hälfte über eigene Aktien finanzieren.

Frist bis Ende Mai

Die Frist für das Angebot an die Gläubiger laufe am 26. Mai ab. Die US-Regierung hat GM für einen endgültigen Sanierungsplan ein Ultimatum bis Ende Mai gestellt. GM sehe Vorteile in einer Restrukturierung ohne Insolvenz, hieß es.

In seiner Not greift GM zudem zu drastischeren Kündigungen als bislang geplant. Die Opel-Muttergesellschaft kündigte für die USA einen verschärften Stellenabbau, zusätzliche Werksschließungen und eine schnellere Verkleinerung des Händlernetzes an. Bis Ende des Jahres sollen 21.000 Arbeitsplätze abgebaut werden, 7500 mehr als noch im Februar geplant.

Abschied nehmen müssen die Amerikaner auch von einer Traditionsmarke. Mehr als 80 Jahre existierte Pontiac, nun wird die Sportwagenmarke eingestellt. Bis Ende dieses Jahres soll zudem die Trennung von der verlustreichen schwedischen Tochter Saab erfolgen.

Dazu will der Konzern seinen Schuldenberg über mehrere Maßnahmen um mindestens 44 Milliarden Dollar (33 Milliarden Euro) abbauen. Die Zahl der Werke solle auf 34 von 47 reduziert werden. Die Zahl der Fabrikarbeiter solle auf 40.000 von derzeit 61.000 verringert werden.

Barack Obama wird, falls sich die Pläne von GM durchsetzen, direkt ein Auge auf Detroit werfen müssen.

"Wir unternehmen harte, aber notwendige Schritte, die für das langfristige Überleben von GM wichtig sind", sagte Konzernchef Fritz Henderson. Die auf Druck der Regierung erfolgte Überarbeitung ist bereits der dritte verschärfte Sanierungsplan in gut vier Monaten.

GM konzentriert sich damit in Nordamerika künftig auf vier statt acht Marken: Chevrolet, Cadillac, Buick und GMC. Die Trennung von Saab, Hummer und Saturn soll nun noch 2009 über die Bühne gehen.

General Motors soll so weit schrumpfen, dass der Konzern bei einem Absatz von zehn Millionen Autos profitabel ist. Noch im Februar hatte diese Zielmarke bei 11,5 bis 12 Millionen Autos gelegen. Tatsächlich verkaufte GM zuletzt nur 9,9 Millionen Fahrzeuge.

Aktienkurs steigt

Der Aktienkurs von GM stieg im frühen Handel an der Wall Street um fast 20 Prozent und übersprang die Marke von zwei Dollar.

GM benötigt die Zustimmung von 90 Prozent der Anleihegläubiger, die Frist für die Annahme des Angebots läuft am 26. Mai aus. Im Falle einer Ablehnung will der Konzern Antrag auf Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Konkursrechts stellen, womit die Lage der Gläubiger noch schlechter wäre. "Wir glauben, dass es Vorteile hat, GM außerhalb der Gerichte zu restrukturieren", heißt es in einem Brief an die 182.000 Anleihegläubiger von GM.

© SZ vom 28.4.2009/sueddeutsche.de/dpa/Reuters/tob/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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