Auszeichnung für US-Ökonomen:Wirtschaftsnobelpreis geht an Amerikaner Roth und Shapley

Zwei amerikanische Ökonomen erhalten in diesem Jahr den sogenannten Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften: Die Jury zeichnet Alvin Roth und Lloyd Shapley für ihre Forschung zur Verteilung zwischen Menschen und Märkten aus. In der Arbeit der beiden geht es jedoch nicht ums Geld.

Der sogenannte Nobelpreis für Wirtschaft geht in diesem Jahr an die US-Forscher Alvin E. Roth, 60, und Lloyd S. Shapley, 89. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit. Die Wissenschaftler erhielten die Auszeichnung für ihre Forschung zur Verteilung zwischen Menschen und Märkten ("stabile Allokationen").

Die beiden Forscher arbeiten unabhängig voneinander. Der 89-jährige Shapley, ein emeritierter Professor an der University of California, sorgte in den 1960er Jahren für die theoretische Grundlage, wie Märkte effektiv funktionieren. Harvard-Professor Roth, Jahrgang 1951, setzte dies Jahre später in die Praxis um.

Die Akademie würdigte die Leistung der Preisträger, die von abstrakter Theorie über empirische Arbeit bis hin zu "fortdauernden Bemühungen reicht, um praktische Lösungen für Probleme der echten Welt zu finden".

Roth und Shapley sind Wirtschaftsforscher, jedoch dreht sich bei ihnen nicht alles ums Geld. Stattdessen denken sie darüber nach, wie Märkte abseits von Finanzen funktionieren - etwa wie ein Leberspender und ein Kranker zusammenkommen (2004 vom Wall Street Journal beschrieben), oder wie ein Studentenwohnheim seine Zimmer verteilen sollte.

Dieser Bereich heißt Spieltheorie. Sie untersucht, wie Menschen sich verhalten sollten oder könnten, wenn mehrere von ihnen mit möglicherweise unterschiedlichen Interessen aufeinandertreffen. Die Spieltheorie arbeitet beispielsweise mit dem Shapley-Wert, benannt nach dem neuen Nobelpreisträger.

Während Shapley theoretisch arbeitet, steht bei Roth die Praxis im Vordergrund. Der Ökonom hat beispielsweise einen Aufsatz geschrieben, in dem es um Märkte geht, die aus moralischen Gründen von der Gesellschaft geächtet oder gleich ganz verboten werden (PDF). Als Beispiele nennt der Ökonom den Verkauf von Hundefleisch oder den "Zwergenweitwurf". Dabei werde eine kleinwüchsige Person, die oft so ihren Lebensunterhalt verdiene, durch die Luft geworfen. Diese Praxis verstößt nach Ansicht vieler gegen die Menschenwürde, allerdings hatten auch Kleinwüchsige gegen ein Verbot geklagt, weil sie ihren Job verloren hatten. Roth beschäftigt, wie solche Märkte gestaltet werden können - darüber bloggt er auch. An diesem Montag postet er: "Eintrag kommt heute etwas später: Ich bin überrascht."

Die Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften wird erst seit 1969 vergeben. Anders als die "richtigen" Nobelpreise geht sie nicht auf das Testament des Schweden Alfred Nobel zurück, sondern wurde erst 1968 von der Reichsbank in Stockholm gestiftet. Die Auszeichnung ist mit umgerechnet 930.000 Euro dotiert. Seit der ersten Vergabe 1969 ist die Auszeichnung meist in die Vereinigten Staaten gegangen.

Im vergangenen Jahr waren die beiden US-Forscher Thomas Sargent und Christopher Sims für Methoden ausgezeichnet worden, die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftspolitik und volkswirtschaftlichen Rahmendaten wie Inflation, Beschäftigung und Bruttoinlandsprodukt (BIP) untersuchen.

Alle Nobelpreise werden traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896), überreicht. Am Freitag hatte die EU den diesjährigen Friedensnobelpreis erhalten.

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