Ausverkauf bei insolventer Drogeriemarktkette:Schlecker macht erfolgreiche Auslandstöchter zu Geld

Nun sind die Filetstücke des einstigen Drogerieimperiums dran: 70 Millionen Euro soll der Verkauf der Schlecker-Tochter in Spanien und Portugal bringen. Die Gläubiger hoffen, zumindest einen Teil ihres Geldes zurückzubekommen. Doch Insolvenzverwalter Geiwitz hat nicht viel zu verteilen.

Schlecker

Alles aus. Der einstige Drogerieriese Schlecker wird in seine Einzelteile zerlegt, profitable auslandstöchter verkauft.

(Foto: Martin Gerten/dpa)

Das Imperium des ehemaligen Drogeriekönigs Schlecker wird weiter zerlegt. Viele Filialen in Deutschland waren schlichtweg unrentabel - Hauptgrund für die Pleite der Drogeriemarktkette. Doch gerade im Ausland gibt es immer noch einige attraktive Konzernteile, die für andere Unternehmen interessant sind. Nun ist auch für die ertragreichste Schlecker-Tochter ein Käufer gefunden worden: Das Einzelhandelsunternehmen Distribuidora Internacional de Alimentación (DIA) übernimmt die etwa 4000 Mitarbeiter und alle 1167 Standorte der Drogeriekette in Spanien und Portugal, wie Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz mitteilte.

Zum Verkaufspreis machte er keine Angaben. Spanischen Medien zufolge zahlt DIA 70,5 Millionen Euro. Dem Geschäft muss noch die europäische Wettbewerbskommission zustimmen. Schlecker Spanien ist die erfolgreichste Auslandsgesellschaft des Konzerns, sie erwirtschaftete 2011 einen Nettoumsatz von 320 Millionen Euro. Das Tochterunternehmen war von der Insolvenz der deutschen Mutter nicht betroffen.

Zuvor hatte Geiwitz bereits die anderen Auslandstöchter veräußert. Schlecker besaß unter anderem Gesellschaften in Tschechien und Frankreich. Schlecker Österreich ging im Juli an die Wiener Restrukturierungsgesellschaft TAP 09. Diese will Schlecker unter dem Namen "daily" weiterführen und den 4600 Mitarbeitern eine Weiterbeschäftigung anbieten.

Schlecker hatte am 23. Januar offiziell Insolvenz beim Amtsgericht Ulm angemeldet. Die rund 25.000 Beschäftigten wurden in zwei Tranchen entlassen, nachdem sich kein Investor fand. Tausende gekündigte Mitarbeiter zogen gegen ihre Entlassung vor das Arbeitsgericht.

Gläubiger hoffen auf Geld aus Verkäufen

Jeder verkaufte Unternehmensteil zählt, da die Erlöse in die Insolvenzmasse eingebracht und zur Auszahlung der etwa 22.000 Gläubiger genutzt werden. Allerdings wird für sie nicht allzu viel zu holen sein, wie Geiwitz Anfang September sagte. "Viel Geld werden sie nicht bekommen. Es ist für viele Gläubiger sicher eine Enttäuschung, aber mehr ist nicht drin", sagte er.

Inzwischen zeigte er die drohende Masseunzulänglichkeit an, weil die Vermittlungsquote der ehemaligen 25.000 Angestellten so gering ist, dass die Ansprüche der Bundesagentur für Arbeit (BA) an die Insolvenzmasse voraussichtlich einen dreistelligen Millionenbetrag erreichen. Auch die BA wird aber wohl auf ihren Forderungen sitzen bleiben.

Auch in Deutschland ist Insolvenzverwalter Geiwitz inzwischen einige Unternehmensteile losgeworden: Ein Großteil der bundesweit 342 Filialen von Schlecker XL und 490 Filialen von Ihr Platz wurde bereits in Paketen verkauft. So übernahm das Textilhandelsunternehmen NKD insgesamt 80 Märkte, Kik, Tedi und Woolworth griffen bei 45 Läden zu. 213 Ihr-Platz-Märkte verkaufte Geiwitz an die Drogeriekette Rossmann und die österreichische MTH Retailgroup.

Die Versandapotheke Vitalsana führen ehemalige Schlecker-Manager zusammen mit Vitalsana-Führungskräften inzwischen in Eigenregie weiter. Für den Onlineshop fand sich dagegen kein Käufer. Zum Verkauf stehen jetzt noch einzelne Immobilien, darunter die Firmenzentrale in Ehingen.

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