Der Lufthansa-Aufsichtsrat hat der Übernahme von Austrian Airlines zugestimmt. Dem Beschluss zufolge zahlt die Lufthansa für den 41,5-Prozent -Anteil der österreichischen Staatsholding ÖIAG 366.000 Euro. Bei einer besonders guten wirtschaftlichen Entwicklung der neuen Tochtergesellschaft erhöht sich der Preis auf bis zu 162 Millionen Euro. Die Kleinaktionäre sollen ein Übernahmeangebot in Höhe von insgesamt 215 Millionen Euro erhalten. Dem Vorhaben muss am Freitag noch der ÖIAG-Aufsichtsrat zustimmen, dies gilt aber als sicher.
Die Lufthansa hatte als einziger von zunächst drei Bietern rechtzeitig Ende Oktober ein Angebot abgegeben. Darin enthalten war allerdings die Forderung, dass der österreichische Staat etwa die Hälfte des knapp eine Milliarde Euro großen Schuldenberges von Austrian übernehmen solle. Die Bundesregierung in Wien hat dem zugestimmt. Damit bleiben der Lufthansa rund 500 Millionen Euro an neuen Schulden erspart.
Zugleich hat sie sich aber Ärger mit der Konkurrenz eingehandelt. Air France-KLM prüft rechtliche Schritte gegen die ÖIAG, weil sich der ehemalige Austrian-Interessent benachteiligt fühlt. Air France-KLM-Chef Jean Cyril Spinetta argumentiert, die geänderten finanziellen Verhältnisse bei Austrian machten eine Neuausschreibung nötig.
Notkredit zur Überbrückung
Aus Kreisen der Beteiligten heißt es unterdessen, dass Air France-KLM die gleichen Forderungen wie die Lufthansa hätte stellen können. Die ÖIAG hatte sich zudem in zwei Rechtsgutachten bestätigen lassen, dass ihr Vorgehen juristisch nicht angreifbar ist. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist allerdings die Frage, ob die Europäische Kommission die Schuldenübernahme genehmigt.
Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber hat mehrfach gesagt, dass er dabei keine Schwierigkeiten erwartet. Austrian hat seit Jahren Verluste angehäuft. Im Sommer vollzog das Unternehmen eine strategische Kehrtwende und suchte sich einen neuen Investor. Erst in der vergangenen Woche musste das Unternehmen einräumen, dass es wegen Sonderabschreibungen für 2008 einen wesentlich höheren Verlust als bislang angenommen ausweisen wird.
Die ÖIAG wird voraussichtlich am Freitag auch noch einen Notkredit über 200 Millionen Euro an Austrian vergeben, um die Zeit bis zur Übernahme zu überbrücken.