Aus für Bochumer Werk:Opel blickt in den Abgrund

Träumen kann Opel heute nur noch von der Vergangenheit: Der Autohersteller ist in Europa weit abgeschlagen, das Image der Marke ist am Boden. So hart es klingen mag: Vielleicht kam die Entscheidung gegen das Werk in Bochum sogar zu spät.

Ein Kommentar von Caspar Busse

Es war ein langer und qualvoller Tod. Schon seit Jahren wird immer wieder über die Zukunft des Opel-Werks in Bochum spekuliert. Jetzt steht endgültig fest: Von 2016 an werden in der Ruhrgebietsstadt keine Autos mehr produziert, Opel macht das Werk weitgehend dicht. Was bleibt, ist nur ein Logistikzentrum und möglicherweise die Fertigung von Komponenten. Und auch das gilt als unsicher.

Bochum ist das erste Autowerk in Deutschland, das der Absatzkrise zum Opfer fällt. Das ist bitter, vor allem für die Mitarbeiter, die bis zuletzt hofften. Sie haben in der Vergangenheit immer wieder Zugeständnisse gemacht, um ihre Arbeitsplätze zu sichern. Das erweist sich nun als vergeblich, gut 3000 Jobs fallen weg. Es ist aber auch bitter für die ganze Region. Als vor genau 50 Jahren Opel ein Automobilwerk in Bochum eröffnete, war das ein Zeichen für gelungenen Strukturwandel. Weg von Kohle und Stahl, hin zu neuen Industriearbeitsplätzen.

Opel träumt nur noch von der Vergangenheit

Das sollte die Zukunft sein. Nun zeigt sich gerade in Bochum: Der Strukturwandel ist alles andere als nachhaltig. Nicht nur Opel geht, zuvor hatte schon der Handy-Hersteller Nokia sein Werk dichtgemacht und war nach Osteuropa weitergezogen. Um das Stahlwerk von Thyssen-Krupp in der Stadt sieht es auch nicht gut aus. Die hochverschuldete Stadt hat nicht erst seit heute ein Problem.

Das gilt auch für Opel. Die magersüchtige Tochterfirma des amerikanischen Autokonzern General Motors arbeitet schon seit Jahren mit hohen Verlusten und kämpft mit immer neuen Sparprogrammen dagegen an - ohne Erfolg. Einst feierte Opel, vor 150 Jahren gegründet und seit 1929 in Besitz von GM, mit Modellen wie dem Kadett oder dem Rekord Erfolge und kam auf einem Marktanteil von 20 Prozent. Heute kann Opel davon nur noch träumen: Die Marke ist in Deutschland und Europa weit abgeschlagen, das Image am Boden. Wer will noch einen Opel fahren?

Das Aus für Bochum ist vielleicht sogar zu spät

Alle bisherigen Rettungsversuche waren nur halbherzig, der Abwärtstrend konnte nicht gestoppt werden. Das Management in Rüsselsheim und in der GM-Zentrale in Detroit machte viele Fehler. Es wurde viel zu lange über einen Verkauf diskutiert, das Hin und Her schwächte Opel. Es wurde zu wenig investiert, Opel ist zu sehr auf Europa beschränkt und darf nicht in Wachstumsmärkte expandieren. Die Liste ließe sich fortsetzen.

So hart es klingen mag: Möglicherweise kommt die Entscheidung gegen das Werk in Bochum sogar zu spät. Denn inzwischen ist die gesamte europäische Autobranche in ernsten Schwierigkeiten. Ford hat bereits angekündigt, drei Werke in Europa zu schließen, darunter das im belgischen Genk mit alleine mehr als 4000 Mitarbeitern. Auch Peugeot-Citroën und Fiat reduzieren die Produktion. Volkswagen und Audi, Daimler und BMW profitieren noch von gut laufenden Geschäften in Asien und Nordamerika, richten sich aber auch auf einen Abschwung ein. Bleibt zu hoffen, dass Opel am Ende diese Krise wenigstens als eigenständige Marke überleben wird.

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