Aus für Luxusschiffe:Leo Kirch geht vor Südafrika baden

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Der Medienmogul und Neu-Hotelier Leo Kirch setzte für die Fußball-WM auf eine pfiffige Geschäftsidee. Es ging schief.

Alles hätte so schön werden sollen: Da ist die Fußball-WM in Südafrika, und weil es wohl nicht genug Luxusunterkünfte für zahlungswillige Fans geben würde, könnte man ja einfach zwei schwimmende Luxushotels am Kap ankern lassen. Und dann kräftig abkassieren.

Leo Kirch geht baden - mit dem Projekt "One Ocean Club". (Foto: Foto: AP)

Das war der Plan. Der Plan des einstigen Münchner Medienmoguls Leo Kirch, 83, der den Fernsehkonzern Pro Sieben Sat 1 aufgebaut hat und eifrig Handel mit Senderechten betrieb. So besaß er die Lizenzen für die Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006, und auch für das Turnier 2010. Doch dann kam vor acht Jahren die Pleite.

Seitdem sitzt der Senior in Münchens Innenstadt in einem gediegenen Büro ("Sekretariat"), dirigiert das Schicksal der Mediengruppe Constantin und gibt wie ehedem den Investor. So wie am Kap der Guten Hoffnung im Süden Afrikas.

4600 Betten verteilt auf zwei Kreuzfahrtschiffe wollten Neu-Hotelier Leo Kirch und sein Partner Werner von Moltke während der Fußballfestspiele vermieten. Die Betonung liegt auf "wollten", denn der Traum vom schnellverdienten Geld während der WM ist geplatzt. Die Luxuskabinen auf der MS Noordam und der MS Westerdam fanden einfach keine Abnehmer, oder jedenfalls zu wenige.

Eine Buchungsquote von 80 Prozent sei erforderlich gewesen, damit sich das Luxusprojekt auf dem Wasser rentiert, sagt eine Kirch-Sprecherin zu . Vor allem Fans aus Deutschland, aber auch aus Brasilien und Argentinien hätten auf den zwei Luxuslinern am Kap nächtigen wollen. Reservierungen gab es allerdings nur für gut 40 Prozent der Kabinen, so die Sprecherin weiter.

Wegen der Griechenland-Krise, die längst zu einer Euro-Krise geworden ist, habe es in den vergangenen 14 Tagen Stornierungen in Serie gegeben.

Im August 2009 klang noch alles anders. "Die Weltmeisterschaft übt eine solche Faszination aus, dass sie die Menschen auch in schlechten Zeiten anzieht", hatte Moltke geschwärmt. So promotete der Sohn des Präsidenten des Deutschen Volleyball-Verbands das Projekt One Ocean Club. An seiner Münchner Eventagentur ist Kirch mit 50 Prozent beteiligt.

Der Mann sprach aus Erfahrung, schließlich hatte er bereits während der Olympischen Spiele 2004 in Athen das Deutsche Schiff betrieben. Wichtigste Zielgruppe für die Unterkünfte auf den Giganten der Meere: Unternehmer und Sponsoren, aber auch zahlungskräftige Privatreisende.

Übernachtungen im Penthouse für 9000 Dollar

Möglicherweise hatten die Absagen am laufenden Band aber auch mit den horrenden Preisen für Südafrika zu tun. Das günstigste Angebot für zwei Nächte in einer Innenkabine sollte 890 Dollar kosten; wer länger bleiben wollte, hätte deutlich mehr zahlen müssen. Die meisten Angebote für drei oder mehr Nächte gab es nicht unter 1500 Dollar, für Übernachtungen im 123 Quadratmeter großen Penthouse mit eigenem Whirlpool sollten knapp 9000 Dollar fällig werden.

Für fußballverrückte Südafrika-Urlauber, die bereits mit der MS Westerdam von Barcelona nach Kapstadt oder nach der WM von Kapstadt nach Rotterdam kreuzen wollen, gibt es Entwarnung. Diese Fahrten wird es wie geplant geben, teilt der Veranstalter mit. Die MS Noordam aber muss ins Trockendock.

Und Leo Kirch? Wenn es gutgeht, erscheint in ein paar Monaten eine Biographie von Nina Bovensiepen über den engen Freund von Altkanzler Helmut Kohl, in der er alles erkären wird, die Siege und die Niederlagen, die Tricks und die Tränen. Vom Leben auf Yachten hat er nie etwas gehalten, er besaß nur eine für Firmenzwecke.

Vor Südafrika ist sein Geschäftssinn baden gegangen.

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