Aufsichtsgremien stimmen zu:Unicredit übernimmt die HypoVereinsbank

Der Aufsichtsrat der deutschen HypoVereinsbank (HVB) hat dem Übernahmeangebot des italienischen Kreditinstituts Unicredit zugestimmt. Damit steht die größte grenzüberschreitende Bankenfusion Europas bevor.

Von Martin Reim und Ulrike Sauer

Die Aufsichtsgremien beider Banken stimmten am Sonntag in gesonderten Sitzungen einer Übernahme der HVB durch Unicredit zu. Am Abend hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung, Aktionäre der HVB sollen für jeweils eines ihrer Papiere fünf Titel von Unicredit erhalten. Die Angebotsfrist soll voraussichtlich spätestens Ende August starten und Anfang Oktober enden. Der Offerte muss noch eine außerordentliche Hauptversammlung von Unicredit zustimmen.

HypoVereinsbank

Die Aufsichtsgremien beider Banken stimmten der Übernahme zu.

(Foto: Foto: AP)

Vom Versicherer Münchener Rück, dem größten Aktionär der HVB, war am Sonntag kein Kommentar zu erhalten. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Unicredit ein Einverständnis des Konzerns eingeholt hat. Die Münchener Rück hält mit ihrem Anteilspaket von 18,4 Prozent praktisch eine Sperrminorität an der HVB.

Die HypoVereinsbank ist, gemessen am Börsenwert, die zweitgrößte Bank Deutschlands, Unicredit die Nummer eins in Italien. Eine Fusion wäre der europaweit größte Zusammenschluss zweier Banken. Die Gruppe wird knapp 130000 Mitarbeiter haben, davon 26000 in Deutschland. Es entstünde die Nummer vier in Euroland und die Nummer neun in Gesamteuropa. Hauptsitz der neuen Holding werde Mailand, eine Reihe von Funktionen sollen außerdem in München und Wien angesiedelt sein.

Bedenken der Staatsregierung

Die künftige HVB soll in Zukunft nur noch aus dem heutigen Deutschland-Geschäft bestehen. Sie werde als Bank "mit vollständigem Geschäftsbetrieb in ihrer gegenwärtigen Rechtsform" erhalten bleiben, heißt es in der Mitteilung weiter. Der Markenname soll durch das Logo von Unicredit ergänzt werden. Diese Garantie wie der gesamte Fusionsvertrag haben eine Laufzeit von fünf Jahren.

Allerdings kann es innerhalb dieser Frist Änderungen geben, wenn diesem Anliegen 19 von 24 Mitgliedern des Verwaltungsrats des fusionierten Instituts zustimmen. Ein Drittel dieser Mitglieder, also acht, dürfe die HVB vorschlagen. Vorsitzender des Gremiums solle der jetzige HVB-Vorstandsvorsitzende Dieter Rampl werden. Dies entspricht der Rolle eines Oberaufsehers. Die operativen Geschäfte leiten soll der jetzige Unicredit-Chef Alessandro Profumo.

Profumo sprach davon, ein fusioniertes Institut werde "die erste wahre europäische Bank" sein. Sie sei - Bayern, Österreich und Norditalienzusammengenommen - in "einer der wohlhabendsten Regionen Europa" fest verwurzelt. Außerdem habe man die "unbestrittene Führungsrolle" in Zentral- und Osteuropa. Rampl erklärte: "Wir haben beide den besten Partner gewählt."

Wiesheu wollte Fusion verhindern

In der Mitteilung heißt es weiter, die Synergien aus dem Zusammenschluss sollen ab dem Jahr 2008 in voller Höhe greifen und dann pro Jahr knapp eine Milliarde Euro vor Steuern betragen. Die Synergien sollen fast komplett in Kostensenkungen bestehen. In Kreisen von Unicredit hieß es ergänzend, Profumo plane den Abbau von 9850 Stellen in dem fusionierten Geldinstitut. So werde sich Profumo insbesondere die zweite Führungsebene der übernommenen Bank genau ansehen. "Die größten Verluste sind in München zu erwarten", hieß es in den Unicredit-Kreisen. Dort sei mit "richtigen Opfern" zu rechnen.

Unterdessen bestätigten Kreise der bayerischen Staatsregierung Meldungen, wonach Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (CSU) versucht hatte, die Fusion zu verhindern. Er habe bei der Bayerische Landesbank angefragt, ob nicht sie mit der HVB zusammengehen wolle, hieß es. Die Landesbank, die zur Hälfte dem Freistaat Bayern gehört, habe aber abgelehnt. Wiesheu habe erhebliche Bedenken, dass der Standort Bayern leiden könnte, wenn die größte Bank im Lande unter ausländische Regie kommt.

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