Audible:Kartellamt untersucht Hörbuch-Praxis von Amazon und Apple

  • Die Amazon-Tochter Audible gerät ins Visier des Bundeskartellamts. Die Behörde hat ein Verwaltungsverfahren gegen Audible sowie gegen Apple eingeleitet.
  • Grund ist eine Beschwerde des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Der kritisiert unter anderem die exklusive Belieferung des iTunes-Store von Apple.

Von Caspar Busse

Ganz oben auf der Verkaufsliste steht momentan der Science-Fiction-Thriller "Das Joshua-Profil" von Sebastian Fitzek. Immerhin fast neuneinhalb Stunden dauert das Hörbuch, es kostet knapp 25 Euro und ist derzeit das am häufigsten heruntergeladene Werk bei Audible. Die Tochter des US-Konzerns Amazon ist der mit Abstand größte Anbieter von Hörbüchern - und versucht momentan den Markt aufzurollen: Einen Monat lang kann man sich ein Hörbuch kostenlos herunterladen, danach werden zehn Euro pro Monat zum Flatrate-Hören fällig.

Jetzt aber ist Audible ins Visier des Bundeskartellamts geraten. Die Behörde aus Bonn teilte am Montag mit, dass ein Verwaltungsverfahren gegen die Amazon-Tochter sowie gegen Apple eingeleitet worden sei. "Die beiden Unternehmen haben beim digitalen Angebot von Hörbüchern in Deutschland eine starke Position. Daher sehen wir uns veranlasst, die Vereinbarung zwischen diesen beiden Wettbewerbern im Hörbuchbereich genauer zu prüfen", sagte Andreas Mundt, der Präsident des Kartellamtes. Die Behörde reagiert damit auch auf eine Beschwerde des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Der sieht sich benachteiligt und kritisiert verschiedene Praktiken von Audible, unter anderem die exklusive Belieferung des iTunes-Store von Apple. "Es muss sichergestellt sein, dass den Hörbuchverlagen für den Absatz ihrer digitalen Hörbücher hinreichende Ausweichalternativen zur Verfügung stehen", teilte Mundt mit. Das Kartellamt steht dabei auch im engen Kontakt mit der Europäischen Kommission, der diese Beschwerde ebenfalls vorliege.

Sich vorlesen lassen statt selbst schmökern - das ist schon seit Längerem ein gutes Geschäft. Der Absatz von Hörbüchern wird dabei zunehmend digital - die Kunden kaufen keine CDs mehr, sondern laden sich die Daten aus dem Internet runter, zunehmend auch im Abo, wie etwa beim schwedischen Streamingdienst Spotify. Audible ist genau dabei der führende Download-Anbieter in Deutschland - über Audible.de als auch über Amazon. Darüber hinaus zählt Audible nach Angaben des Kartellamts zu den größten Produzenten von Hörbüchern in Deutschland und Europa. Apple betreibt mit dem iTunes-Store eine der größten digitalen Handelsplattformen, die neben Musik, Videos und Apps auch E-Books und Hörbücher für den Download anbietet.

Gegen Amazon und Apple laufen bereits mehrere Verfahren, unter anderem werden die Steuervermeidungstaktiken untersucht. Zudem hat die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager ein Auge auf die Verträge zwischen Amazon und den Buchverlagen. Auch das Kartellamt war bereits massiv gegen Amazon vorgegangen. Dabei ging es vor allem um die sogenannte Best-Price-Klausel bei den Marktplätzen von Amazon, nach der Drittanbieter ihre Waren nirgendwo billiger anbieten dürfen als bei Amazon. Diese Regelung wurde vom Kartellamt letztlich gekippt. Ohnehin haben Kartellamtspräsident Mundt und seine Leute die Internetbranche im Visier, um auch im Netz einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. So gab es Verfahren gegen die Hotelplattform HRS oder gegen die Sportartikler Adidas und Asics in Bezug auf ihren Onlinevertrieb.

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