Audi-Chef in der Kritik:Stadlers Nebenjobs verärgern VW-Aufseher

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Stadler ist unter Druck: Erst musste der Audi-Chef einräumen, dass auch die Abgaswerte in Autos seines Herstellers manipuliert waren. Nun wird ihm zu viel Nähe zum Piëch-Clan vorgeworfen. (Archivbild) (Foto: dpa)
  • Im Aufsichtsrat von Volkswagen gibt es Verärgerung darüber, dass VW-Chef Rupert Stadler auch noch in Stiftungen der Familie Piëch aktiv ist.
  • Manche Aufseher fürchten Interessenkonflikte - auch weil die Hauptaktionäre des Konzerns bei der Aufklärung des Abgasskandals nicht immer mitgezogen haben.
  • Außerdem muss Stadler am Donnerstag Rede und Antwort zum Abgas-Skandal bei Audi stehen.

Von Thomas Fromm und Klaus Ott, München

Im Aufsichtsrat von Volkswagen gibt es Irritation und Verärgerung über Audi-Chef Rupert Stadler wegen dessen großer Nähe zur Familie Piëch in Salzburg. Stadler ist Vorstandsmitglied von drei Privatstiftungen der Piëchs, die dazu dienen, das Vermögen der Familie zu erhalten und zu vermehren. Die Stiftungen sollen außerdem den Einfluss der Familie bei Volkswagen sichern. Die Piëchs sind zusammen mit dem Porsche-Clan Hauptaktionäre des Wolfsburger Autokonzerns, zu dem auch Audi in Ingolstadt gehört.

Zweifel an der Genehnmigung für die Nebentätigkeit

Aus dem Umfeld des VW-Aufsichtsrats heißt es, einige der Kontrolleure befürchteten Interessenkonflikte, wenn Audi-Chef Stadler sich gleichzeitig um die Belange der Familie Piëch kümmere. Außerdem sei fraglich, ob Stadlers Nebentätigkeit genehmigt worden sei. Ähnliches ist aus dem Aufsichtsrat von Audi zu hören. Aus Konzernkreisen heißt es, hauseigene Juristen hätten Stadlers Stiftungsmandate in Salzburg geprüft und für in Ordnung befunden. Das sei dann auch so genehmigt worden. Nachprüfbar ist das bislang aber nicht, weder VW noch Audi äußerten sich auf umfangreiche Anfragen der SZ.

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Die Interessen der Familie Piëch, der anderen VW-Aktionäre und der Belegschaftsvertreter im Aufsichtsrat waren und sind nicht immer deckungsgleich. Zuletzt hatten Aufsichtsräte geklagt, die Familien Piëch und Porsche würden bei der Aufklärung der Abgasaffäre nicht richtig mitziehen. Das soll sich gebessert haben. Wolfgang Porsche, das Oberhaupt der Familie Porsche, sagte bei einer Betriebsversammlung in Wolfsburg, am wichtigsten sei es, die Affäre aufzuklären. Niemand dürfe glauben, dass der Skandal wie ein Gewitter vorbeiziehe und danach "wie aus heiterem Himmel wieder schönes Wetter" komme.

Fragen zu den Abgasen

Um die Affäre geht es auch an diesem Donnerstag im Aufsichtsrat von Audi. Vorstandschef Stadler soll erklären, warum Audi trotz konkreter Vorwürfe der US-Umweltbehörde EPA Anfang November eine Verwicklung in die Affäre abgestritten hatte, um dann später doch Abgas-Manipulationen bei eigenen Diesel-Fahrzeugen einzuräumen. Nach Angaben aus Audi-Aufsichtsratskreisen muss Stadler derzeit nicht um seinen Job fürchten. Für eine Rücktrittsforderung gebe es momentan keinen Grund. Stadler müsse aber klipp und klar sagen, was bei Audi "versäumt worden ist" und welche Konsequenzen man daraus ziehe. Neuen Ärger gibt auch für die VW-Tochter Porsche. Die italienische Finanzpolizei durchsuchte wegen der Abgas-Affäre am Mittwoch Büros von Porsche. Im Oktober waren in Italien bereits die Büros von Volkswagen und der Tochter Lamborghini in Verona gefilzt worden.

Volkswagen steht Konzernkreisen zufolge kurz vor einem Vertrag mit einem Bankenkonsortium über einen zusätzlichen Kreditrahmen in Höhe von 20 Milliarden Euro. Der Autokonzern will sich auf diese Weise auf drohende Straf- und Schadenersatzzahlungen vor allem in den Vereinigten Staaten vorbereiten. In den USA könnte die Abgas-Affäre Volkswagen viele Milliarden Dollar kosten.

© SZ vom 03.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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