AUB:Schelskys Vermächtnis

Obwohl sich die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger vom langjährigen Vorsitzenden Schelsky getrennt hat, ist sie ihn noch nicht endgültig los.

Thomas Fromm

Als die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB) Ende Mai ihren langjährigen Bundesvorsitzenden Wilhelm Schelsky ausschloss, war dies keine große Überraschung. Schelsky, der seit über einem Jahr in Untersuchungshaft in Nürnberg sitzt, soll jahrelang Millionen vom Siemens-Konzern erhalten haben, um aus der kleinen AUB eine arbeitgeberfreundliche Betriebsratsalternative zur IG Metall aufzubauen. Ein Ex-Vorsitzender, der wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Beihilfe zur Untreue im Gefängnis sitzt - für die AUB war dies am Ende mehr als ein Image-Problem.

AUB: Wilhelm Schelsky hat über Jahre die AUB angeführt - und sich von Siemens schmieren lassen.

Wilhelm Schelsky hat über Jahre die AUB angeführt - und sich von Siemens schmieren lassen.

(Foto: Foto: oH)

So ganz los ist die Betriebsräte-Organisation ihren früheren Chef aber noch nicht. Die AUB ist - wie jede größere Organisation oder Firma - mit einer eigenen Homepage im Internet vertreten. Zwar wird die Seite von der aktuellen AUB-Führung gemacht, also von denjenigen, die den inzwischen in Ungnade gefallenen AUB-Gründer aus ihrer Organisation ausgeschlossen haben.

Macht im Netz

Ein wenig Macht aber hat Schelsky immer noch: So geht aus dem AUB-Eintrag bei der zentralen Internet-Registrierungsstelle Denic noch immer Schelsky als der sogenannte "administrative Ansprechpartner" für die Internetaktivitäten der AUB hervor. Laut Denic handelt es sich bei Schelsky um den Bevollmächtigten, der "berechtigt ist, sämtliche die Domain aub.de betreffenden Angelegenheiten verbindlich zu entscheiden". Schelsky könnte in seiner aktuellen Funktion also jederzeit bei der Registrierungsstelle über die Homepage verfügen - und sogar ihre Schließung beantragen.

Die AUB-Organisation war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. An einer schnellen Klärung des pikanten Details dürfte sie jedoch interessiert sein. Der amtierende AUB-Vorsitzende Rainer Knoob begründete erst kürzlich den Ausschluss Schelskys damit, die Vorwürfe gegen den langjährigen Chef und Gründer der Organisation würden sich nicht mit der Unabhängigkeit der AUB und deren Selbstverständnis vertragen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: