Asien:Audi baut eigenes Werk in China

Audi verstärkt sein Engagement in Asien: Der Autohersteller baut nach Informationen der Süddeutschen Zeitung ein eigenes Werk in Changchun im Norden von China.

Michael Kuntz

Mit dem neuen Werk in Changchun erweitert Audi sein Produktions-Netzwerk erstmals um eine eigene Autofabrik in Asien. Dort sollen zunächst importierte Fahrzeuge montiert werden. Später ist der Bau kompletter Autos geplant. Vor allem der neue Geländewagen Q5 soll dort produziert werden, erfuhr die SZ in China.

Auf den Q5 setzt Audi in der Volksrepublik große Hoffnungen. Das Modell wird an diesem Samstagabend bei einer Präsentation kurz vor Beginn der Automesse in Peking der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Geländewagen soll in Europa in diesem Sommer, in den USA Anfang und in China Ende kommenden Jahres auf den Markt kommen. Daran dürfte sich der Zeitplan für den Bau des Werkes in Changchun ausrichten. Produktionsbeginn soll Informationen der SZ zufolge bereits im August 2009 sein. Der auf dem Fahrgestell des Audi A4 basierende Großraumwagen soll gegen den BMW X3 und die neue GLK-Klasse von Mercedes-Benz antreten.

Bisher hatte Audi nur seinen großen Q7 als Geländewagen im Angebot. Der wird - gemeinsam mit dem VW Touareg und dem Porsche Cayenne - in Bratislava in der Slowakischen Republik hergestellt und muss nach China exportiert werden. Von den im vergangenen Jahr dorthin gelieferten 8000 Fahrzeugen war nahezu jedes zweite ein Q7.

Pläne für den A8

In China selbst produziert das VW-Tochterunternehmen Audi derzeit die Limousinen A4 und A6 in einem Gemeinschaftswerk, das Volkswagen zusammen mit dem im Jahr 1953 gegründeten chinesischen Partner First Automotive Works (FAW) in Changchun betreibt.

Auf dem FAW-Gelände wird auch die Audi-Fabrik entstehen. Anders als bisher nutzen die Ingolstädter nicht nur eigene Fertigungslinien, sondern ein komplettes, separates Autowerk. Sie wollen die Prozesse bei Einkauf, Montage und Qualität selbst im Griff behalten, heißt es dazu in der Umgebung von Audi. Das Unternehmen selbst bestätigt seine Baupläne in China noch nicht. Zunächst müssen die zuständigen Gremien entscheiden, sagt ein Sprecher in Ingolstadt.

Audi baut eigenes Werk in China

Beim Bau des kleinen Geländewagens muss es nicht unbedingt bleiben. Vor allem der A6L mit dem um 102 Millimeter verlängerten Radstand ist in China gefragt. Auf ihn entfallen etwa drei Viertel aller in dem Land verkauften Autos der Marke. Daher gilt auch eine Montage des Spitzenmodells A8 in der verlängerten Version in dem neuen chinesischen Werk als möglich. Die Oberklassen-Limousine wird bisher nur am deutschen Standort Neckarsulm produziert.

China war im vergangenen Geschäftsjahr für Audi der zweitgrößte Absatzmarkt nach Deutschland. Erstmals haben die Ingolstädter dort mehr Autos verkauft als in Großbritannien. Audi-Chef Rupert Stadler kündigte die Verdoppelung des China-Geschäftes auf 200.000 Autos in den kommenden Jahren an. Allein im letzten Jahr betrug die Wachstumsrate 25 Prozent. Insgesamt will Audi seine weltweiten Verkäufe von 964.000 im Jahr 2007 auf 1,5 Millionen Fahrzeuge im Jahr 2015 steigern.

Volkswagen ist mit seinen Marken VW, Audi und neuerdings auch Skoda Marktführer in China mit klarem Abstand vor General Motors, Toyota und Honda. VW ist einer der Hauptsponsoren der Olympischen Spiele in Peking und stellt 5000 Fahrzeuge für Sportler und Funktionäre bereit.

Tibet-Fahrt abgesagt

Eine Werbeaktion mit dem neuen Geländewagen Q5 beim olympischen Fackellauf durch die Mount-Everest-Region in der Nähe von Tibet hat Audi abgesagt - angeblich schon lange vor Beginn der aktuellen Protestwelle. Der Kommunikationschef des VW-Konzerns erklärte vor seiner Abreise zur Automesse in Peking, man betrachte die Entwicklung mit großer Sorge, halte aber an dem Sponsoring fest: "Wir sind kein Sponsor der Chinesen, sondern der Olympischen Spiele."

VW wird in Peking zwei eigens für den chinesischen Markt entwickelte Modelle vorstellen. Die Messe veranstaltung sei eine gute Gelegenheit, sich mit den chinesischen Geschäftspartnern offen auszutauschen - auch über Menschenrechte.

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