Aschewolke: Massive Verluste:Airlines buhlen um Staatshilfen

200 Millionen Euro verlieren die Fluggesellschaften pro Tag - jetzt will die EU-Kommission Staatshilfen erleichtern.

Michael Bauchmüller und Cerstin Gammelin

Der isländische Vulkan Eyjafjalla behindert mit seiner Aschewolke in weiten Teilen Europas weiterhin den Flugverkehr. Deutschlands Flughäfen blieben zunächst bis in die Nacht zum Dienstag geschlossen. Allerdings durften einzelne Maschinen mit Sondergenehmigungen starten, um Reisende heimzuholen. Die EU erwägt Sonderregelungen, damit Fluggesellschaften leichter an Staatshilfen gelangen können, um ihre großen Verluste auszugleichen.

flughafen frankfurt am main, dpa

Nichts geht mehr: Die Aschewolke hat den Flugverkehr in weiten Teilen Europas lahmgelegt.

(Foto: Foto: dpa)

Entwarnung könne es erst geben, wenn sich die Aschewolke verziehe oder neue Erkenntnisse über ihre Zusammensetzung vorlägen, erklärte ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Das Risiko für die Triebwerke sei zu hoch, um den Flugverkehr wieder zu genehmigen. Die Nato berichtete von Schäden an mehreren Kampfflugzeugen vom Typ F 16, die durch die Wolke geflogen waren. Die Schäden seien durch Glaspartikel aus dem Vulkan verursacht worden. Das meteorologische Institut in Reykjavik meldete am Montag, dass der Gletschervulkan allmählich weniger Asche und dafür mehr Lava ausstoße.

Um die Zusammensetzung der Wolke zu erforschen, stieg am Montag das deutsche Spezialflugzeug Falcon 20 auf. Mit Ergebnissen rechnet die Bundesregierung erst an diesem Dienstag.

Das Risiko trägt alleine der Pilot

Die meisten europäischen Flughäfen blieben auch am Montag geschlossen; die Schließung der deutschen Flughäfen wurde abermals verlängert. Mehrere Bundesländer, darunter Baden-Württemberg und Hessen, wollten vorübergehend das Nachtflugverbot lockern. So könnten auch nachts Flüge nachgeholt werden, sobald die Wolke schwächer wird. Lufthansa, Condor und Air Berlin erhielten Sondergenehmigungen, um Reisende heimzuholen. Die Vulkanasche sollte auf Sicht um- oder unterflogen werden. Die Flüge unterliegen nicht der Kontrolle der Flugsicherung. Das Risiko trägt alleine der Pilot. So ließ die Lufthansa am Montag 50 Langstrecken-Jets starten. Sie sollen 15000 Reisende aus Fernost, Afrika, sowie Nord- und Südamerika holen; Dienstag früh sollen die Jets zurückkehren.

Bei Fluggesellschaften und Flughäfen wächst die Angst vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Ausfälle betragen nach Schätzungen 200 Millionen Euro am Tag. "Die Luftverkehrsbranche hat sich von den Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise noch immer nicht erholt und muss nun diese Krise verkraften", sagte Ralph Beisel, Geschäftsführer des Flughafenverbandes ADV. Die EU-Kommission will deshalb Staatshilfen an Airlines erleichtern.

Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia sagte in Brüssel, die Behörde sei bereit, Staatsbeihilfen wie nach den Terroranschlägen in den USA 2001 zu erleichtern. Die Kommission prüfe Regeln, in deren Rahmen die Regierungen ihre Luftfahrtgesellschaften schnell und unbürokratisch unterstützen dürften.

Dicht ohne Koordination

Am Montag berieten die EU-Verkehrsminister per Videokonferenz über eine bessere Abstimmung zwischen den Staaten. Aufgrund der unterschiedlichen Regelungen auf nationaler Ebene werden die Flughäfen bisher unkoordiniert geschlossen. Das führte dazu, dass Länder wie Spanien, die ihre Flughäfen offen ließen, kaum Flüge anbieten konnten, weil sie dafür andere, geschlossene Lufträume hätten nutzen müssen.

Österreichs Flughäfen wurden am Montag wieder freigegeben. In Finnland öffneten die Flughäfen von Tampere und Turku, Helsinki blieb geschlossen. Seit Sonntagabend konnte auch nahezu der ganze norwegische Luftraum genutzt werden. In Schweden wurde der Stockholmer Flughafen Arlanda freigegeben.

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