Arzneimittelreport:Krankenkassen zahlen zu viel für Medikamente

Die gesetzliche Krankenversicherung hat 2011 erstmals seit sieben Jahren wieder weniger Geld für Arzneimittel ausgegeben. Dennoch sind in Deutschland Medikamente wesentlich teurer als in vielen anderen Ländern Europas.

Die gesetzlichen Krankenkassen haben im vergangenen Jahr weniger für Arzneimittel ausgegeben als im Vorjahr. Das geht aus dem nun vorgestellten Arzneiverordnungsreport hervor. Allerdings gibt es aus Sicht der Experten nach wie vor enorme Einsparmöglichkeiten.

Für ihren jährlich erscheinenden Bericht haben die Autoren 784 Millionen Rezepte ausgewertet. Das Ergebnis: Auf Basis eines exemplarischen Preisvergleichs mit den Niederlanden errechneten sie Einsparpotenziale von insgesamt 7,8 Milliarden Euro.

Nicht nur die Originalprodukte sind in anderen europäischen Ländern häufig günstiger - nach Ansicht der Experten könnten die Kassen allein 3,1 Milliarden Euro bei Generika, Analogpräparaten und umstrittenen Arzneimitteln einsparen.

Langen Aufwärtstrend gebrochen

In der Bundesrepublik konnte die Industrie die Preise für Medikamente lange Zeit selbständig festlegen. Erst seit dem vergangenen Jahr gibt es das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG). Nun werden neue Präparate von Wissenschaftlern des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) geprüft. Die Experten untersuchen, ob sie tatsächlich einen Zusatznutzen für Patienten haben. Arzneimittel, die Patienten keine bessere Therapie versprechen als bereits auf dem Markt befindliche Produkte, dürfen auch nicht mehr kosten als diese.

Das Bundesgesundheitsministerium hatte bereits im März mitgeteilt, dass die Arzneiausgaben 2011 um 1,17 auf 30,87 Milliarden Euro gesunken seien. Seit 2004 waren die Ausgaben der Kassen für Medikamente nicht mehr rückläufig.

Die Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung sind laut Bericht im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent auf 185 Milliarden Euro gestiegen. Die Arzneimittel hatten daran einen Anteil von 17 Prozent. Der größte Teil, etwa 61 Milliarden Euro, entfällt auf Krankenhausbehandlungen. Für ärztliche Behandlungen fielen Kosten von 34 Milliarden Euro an.

Trotz der steigenden Gesamtausgaben ist die Finanzlage der Kassen weiterhin gut. Die Reserven der Krankenversicherung belaufen sich derzeit auf insgesamt 21,8 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2012 stand ein Plus von 2,7 Milliarden Euro.

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