Die renommierteste Armutsforscherin der Gegenwart braucht jetzt erst einmal einen Espresso. Esther Duflo hat einen langen Flug von Boston nach Berlin hinter sich, erschöpft sitzt die Ökonomin im Konferenzraum des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung und erzählt, dass sie doch eigentlich viel lieber Zug fährt als fliegt.
Lange Reisen gehören für Duflo jedoch zum Job, denn die 42-Jährige erforscht den Alltag der Armen in der ganzen Welt. Die Ökonomin ist in den vergangenen Jahren zu einer Galionsfigur einer neuen Armutsforschung geworden, die auf möglichst viele Daten setzt statt auf möglichst viele Hilfsgelder. Die herausfinden will, was den Armen tatsächlich hilft und was nicht. "Entwicklungshilfe basiert oft auf Verdacht. Man glaubt, dass etwas helfen wird und das versucht man dann mal", kritisiert Duflo im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Ihr zufolge haben die wohlhabenden Länder eine Verantwortung, den ärmeren zu helfen. Auch wenn die Ökonomin anfügt, dass solch eine Umverteilung bisher nicht einmal innerhalb nationaler Grenzen funktioniere.
Duflo, Professorin am Massachusetts Institute of Technology (MIT), hat sich aus einem ganz bestimmten Grund der Armutsforschung verschrieben: Sie wollte die Schuldgefühle bekämpfen, die sie seit ihrer Kindheit belasteten. "Der Wohlstand war für mich eine Last", sagt sie.
Was das für Schuldgefühle waren, wie Duflo manchmal um ihre Coolness fürchtet, und warum sie den Kapitalismus nicht für die Armut in der Welt verantwortlich macht, lesen Sie hier im gesamten Interview mit SZ Plus:
