Arm im Alter:Steuern für mehr Rente

Weil viele Arbeitnehmer zu niedrigsten Löhnen arbeiten, drohen nach Ansicht des Sozialverbands SoVD immer mehr Menschen in die Altersarmut abzurutschen.

Von Louisa Schmidt, Berlin

Weil viele Arbeitnehmer zu niedrigsten Löhnen arbeiten, drohen nach Ansicht des Sozialverbands SoVD immer mehr Menschen in die Altersarmut abzurutschen. Der Verband fordert deshalb höhere Renten und Arbeitsmarktreformen. Finanzieren soll das zu großen Teilen der Steuerzahler.

Der SoVD will das Rentenniveau von derzeit knapp 48 Prozent des Durchschnittsverdienstes auf 50 Prozent anheben und auf diesem Niveau stabilisieren. Man müsse außerdem systemwidrige Abschläge abschaffen für Rentner, die etwa wegen Krankheit früher aufhören mussten zu arbeiten, so Verbandspräsident Adolf Bauer. Auch müsse man die Mütterrente erhöhen und die Renten von Arbeitnehmern, die in der Vergangenheit zu Dumpinglöhnen arbeiten mussten oder lange arbeitslos waren, aufwerten. Es wären milliardenschwere Projekte, die Bauer aber für dringend notwendig hält. Derzeit bezögen 400 000 Personen nur die Grundsicherung von derzeit 773 Euro, obwohl sie in die Rentenkasse eingezahlt haben - Bauer befürchtet, dass es deutlich mehr werden.

Um allen eine angemessene Rente zu sichern, müsse man prekäre Beschäftigung abbauen. So könne man die Rentenkassen durch mehr Beiträge aufbessern. Ein dynamischer Mindestlohn von mindestens 11,60 Euro sei notwendig, damit Arbeitnehmer auf eine Rente oberhalb der Grundsicherung kommen.

Man dürfe nicht davor zurückschrecken, die Rentenbeiträge zu erhöhen, so SoVD-Mitglied Klaus Michaelis. Mehr Einnahmen sollen auch Pflichtbeiträge von Selbständigen bringen - auch für Langzeitarbeitslose sollen Pflichtbeiträge eingeführt werden, damit sie eine ausreichende Rente erhalten. Für diese Beiträge müsste der Steuerzahler aufkommen.

Der SoVD sieht in der Finanzierung in erster Linie ein Problem des Bundeshaushalts, der versicherungsfremde Leistungen wie die Mütterrente tragen müsse. Der Bundeszuschuss solle um mindestens 20 Milliarden Euro steigen, Steuern auf Spitzeneinkommen, Vermögen und Kapitaleinkünfte könnten das nötige Budget liefern. Das zurzeit ebenfalls kontrovers diskutierte Renteneintrittsalter solle man erst dann hochsetzen, wenn der Arbeitsmarkt dies hergebe, so Michaelis.

Ähnliches hatte vor Kurzem schon der Sozialverband VdK gefordert - man solle etwa das Rentenniveau bei 50 Prozent stabilisieren und die Mütterrente aus Steuermitteln finanzieren.

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