Arcandor nach Piepenburg-Abgang:Neue Ideen - Fehlanzeige

Abgang vom sinkenden Schiff: Der Insolvenzexperte Horst Piepenburg ist weg - jetzt steht Arcandor vor der Zerschlagung.

Caspar Dohmen und Stefan Weber

Es ist 19 Uhr, als Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick und der Generalbevollmächtigte des Konzerns, Horst Piepenburg, am Mittwoch die Kölner Geschäftsräume der Privatbank Sal. Oppenheim betreten.

Arcandor, ddp

Das Warenhaus lebt - noch. "Alles muss raus" könnte es bald für den gesamten Karstadt-Konzern heißen.

(Foto: Foto: ddp)

Sie sind gekommen, um mit Friedrich Carl Janssen, dem persönlich haftenden Gesellschafter der Bank, sowie anderen Bankern über die Zukunft des insolventen Warenhaus- und Touristikkonzerns zu beraten. Was bei diesem Treffen besprochen wurde - darüber gehen die Darstellungen zwei Tage später auseinander.

Doch Janssen macht den Besuchern klar, dass die Privatbanker zunächst ein Konzept sehen wollen, wie die Sanierung des Unternehmens, an dem sie mit 24,9 Prozent beteiligt sind, gelingen könnte.

Janssen ist Aufsichtsratschef bei Arcandor, seit die Bank mit ihrem Einstieg vor acht Monaten eine Insolvenz des Essener Konzerns abgewendet hatte. Piepenburg, so heißt es, habe deutlich gemacht, dass Arcandor für das geplante Planinsolvenzverfahren in Eigenverwaltung frische Mittel benötige. Von 80 Millionen Euro ist die Rede, andere Quellen sprechen gar von 100 Millionen Euro.

Inzwischen hat Sal. Oppenheim die Beteiligung in eine Gesellschaft ausgelagert und bereits ein kleines Aktienpaket verkauft.

Ein unbeliebtes Konzept

Neue Ideen für die Sanierung haben Eick und Piepenburg an diesem Abend jedoch nicht im Gepäck. Vielmehr präsentieren sie im Wesentlichen das Konzept, mit dem sie schon einige Wochen zuvor bei der Bundesregierung abgeblitzt waren, als sie um Staatsgarantien für Kredite geworben hatten.

Dessen Kernaussage hatte geheißen: Arcandor bleibt als Handels- und Touristikunternehmen mit den drei Säulen Karstadt (Warenhaus), Primondo (Versand, vor allem Quelle) und Thomas Cook (Touristik) erhalten, wird aber um unprofitable Aktivitäten beschnitten.

Dieses Konzept ist allerdings auch im Arcandor-Vorstand umstritten. Während einige Manager den Konzern möglichst als Ganzes erhalten wollten, plädieren andere Führungskräfte schon seit längerem für eine Zerschlagung, so ist zu hören.

Unterstützung erhalten sie dabei von einigen Lieferanten und Gläubigern, die nicht mehr an die Zukunft von Arcandor als Handels- und Touristikkonzern in seiner aktuellen Aufstellung glauben.

Eine Mission ohne Aussicht auf Erfolg

So treten Eick und sein Generalbevollmächtigter am späten Abend mit leeren Händen die Heimreise an. Da muss Insolvenzexperte Piepenburg erkannt haben, dass seine Mission keine Aussicht auf Erfolg hat. Am Donnerstagabend legt er sein Mandat nieder.

Als Berater will er jedoch bis zu der für Ende August erwarteten Eröffnung des Insolvenzverfahrens an Bord bleiben. Wegen der fehlenden Unterstützung des Großaktionärs Sal. Oppenheim besitze eine Eigenverwaltung keine Grundlage, teilte Piepenburg in einer knappen Erklärung mit.

Die Bank sieht dies anders und konterte am Freitag scharf. Die Gesellschafter des Bankhauses seien "selbstverständlich" an einer tragfähigen Lösung zur Sanierung interessiert. Bislang liege allerdings kein Konzept vor.

Deswegen seien die Vorwürfe des Generalbevollmächtigten nicht nachvollziehbar. Piepenburg selbst war am Freitag zu diesen Vorwürfen nicht zu sprechen.

Die Entscheidung über ein mögliches weiteres Engagement hatten die Gesellschafter von Sal. Oppenheim Mitte Juni von der Vorlage eines tragfähigen Sanierungskonzepts abhängig gemacht. Für die Erarbeitung eines Konzepts hatte man damals acht Wochen veranschlagt.

Für die Bank kommt die erneute Diskussion über Arcandor zur Unzeit. Erst kürzlich war über die Finanzlage der Bank spekuliert worden, nachdem die Ratingagentur Fitch die Bewertung der Kreditwürdigkeit leicht verschlechtert hatte.

Arcandor bemüht sich, den Abgang von Piepenburg kleinzureden. "Für den weiteren Verlauf des Insolvenzverfahrens ändert sich nichts. Wir erhalten uns sämtliche Optionen, die Unternehmen der Arcandor-Gruppe zu sanieren", so der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg.

Eick ist angezählt

Und Konzernchef Eick kündigte an, er werde sich weiter um Investoren für eine sanierte Arcandor-Gruppe bemühen. Die Chancen dafür werden jedoch selbst in unternehmensnahen Kreisen als äußerst gering eingestuft. Ohnehin sind Eicks Tage in Essen Beobachtern zufolge gezählt.

Denn nachdem die angestrebte Insolvenz in Eigenverwaltung vom Tisch ist, wird ein Insolvenzverwalter das Sagen im Konzern erhalten, spätestens dann ist Eick entmachtet. Dann dürfte auch die Zerschlagung von Arcandor beginnen.

Am Montag, so teilte Karstadt am Freitag freudig mit, beginne in den Warenhäusern der Sommerschlussverkauf. Gut möglich, dass es auch bei der Konzernmutter Arcandor bald heißt: "Alles muss raus".

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