Arcandor-Insolvenz beschäftigt Gerichte:Kläger und Beklagte zugleich

Der Konflikt zwischen dem Insolvenzverwalter des Arcandor-Konzerns und dem früheren Vorstandschef der Kaufhauskette spitzt sich zu: Klaus Hubert Görg verklagt Thomas Middelhoff ein zweites Mal - der Beklagte reagiert mit Gegenklage.

Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt laut einem Magazinbericht gegen den früheren Arcandor-Vorstandschef Thomas Middelhoff wegen einer 150.000 Euro teuren Festschrift.

Ex-Arcandor-Chef Middelhoff vor Gericht

Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff wirft Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg Rufschädigung vor.

(Foto: dapd)

Wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet, geht die Staatsanwaltschaft der Frage nach, ob Middelhoff die Festschrift zum 70. Geburtstag seines früheren Ziehvaters beim Bertelsmann-Konzern, Mark Wössner, hätte aus eigener Tasche zahlen müssen. Der inzwischen insolvente Arcandor-Konzern hatte die Kosten übernommen.

Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg fordere per Zivilklage das Geld von Middelhoff zurück. Insgesamt verlangt Görg 15,9 Millionen Euro aus der Insolvenzmasse des Kaufhauskonzerns von Middelhoff.

Laut Magazin erklärte Middelhoff am 13. Januar in einem Schreiben an Görg, er habe mit der Festschrift die Geschäftsbeziehung zwischen Arcandor und der Bertelsmann-Druckereisparte stärken wollen. Gleichzeitig habe der Ex-Arcandor-Chef aber eingeräumt, dass er die Festschrift privat hätte zahlen müssen. Erst jetzt habe er festgestellt, dass er tatsächlich die Summe nicht beglichen habe.

Middelhoffs Anwalt habe hingegen mitgeteilt, dass bei der Festschrift für Wössners Geburtstagsfeier "in mehrfacher Hinsicht ein Arcandor-Bezug gegeben war". Dies betreffe "insbesondere den Teilnehmerkreis, zu dem Führungskräfte von Arcandor, Quelle sowie Angehörige von Lieferanten, Beratern und Finanzdienstleistern" gehört hätten, berichtete das Magazin.

"Im Unterholz der Bewirtungsbelege"

Middelhoffs Anwalt Sven Thomas warf dem Insolvenzverwalter und dem Magazin "seit zwei Jahren betriebene Rufschädigung" vor. "Nun wird versucht, im Unterholz der Bewirtungsbelege, Reise- und Betriebskostenabrechnungen fündig zu werden. Aber auch diesem Unterfangen mit der klaren Zielstellung der massiven Vorverurteilung und Rufschädigung werden wir entgegentreten", ließ Thomas über eine PR-Agentur verlauten.

In der Auseiandersetzung mit Görg meldete sich auch Middelhoff selbst zu Wort: Sein Anwalt habe den Insolvenzverwalter jetzt wegen Prozessbetruges angezeigt, ließ der Manager mitteilen. Man werde nun "konsequent gegen die seit zwei Jahren betriebene Rufschädigung angehen".

Hintergrund dieser Auseinandersetzung ist eine 175 Millionen-Euro-Schadenersatzklage von Görg gegen Middelhoff im Zusammenhang mit Immobiliengeschäften von Arcandor. "Heute wissen diejenigen, die mit der Aktenlage vertraut sind, dass das Ganze haltlos ist", so die Darstellung von Anwalt Thomas. Nur Görg wisse es immer noch nicht: "Der wusste es bereits vor Abgabe seiner widersinnigen Klage."

Prozessauftakt im April

Eine Strafanzeige sei daher "unumgänglich". Middelhoff hatte die Anzeige schon vor kurzem angekündigt. Ein Görg-Sprecher verwies auf Anfrage darauf, Görg habe bereits verlauten lassen, dass er dem gelassen entgegen sehe.

Im April beginnt am Landgericht Essen der Zivilprozess, um den es geht. Der Insolvenzverwalter hat den Ex-Arcandor-Chef und weitere Topmanager auf Schadenersatz von circa 175 Millionen Euro verklagt.

Die Staatsanwaltschaft Bochum bestätigte den Eingang der Anzeige wegen der Woessner-Festschrift. "Dieser Vorwurf ist uns bekannt und Gegenstand unserer Prüfung", sagte dazu ein Sprecher der Anklagebehörde. Den Eingang der Anzeige Middelhoffs wegen Prozessbetrug konnte die Behörde auf Anfrage hingegen zunächst nicht bestätigen.

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