Arbeitsmarkt:Flüchtlinge in der Statistik

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Menschen aus Asylländern werden häufiger als arbeitslos registriert. Aus den 15 größten Asylzugangsländern gibt es in Deutschland aber mehr Menschen mit einem Job als ohne.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Die Zuwanderung von Flüchtlingen schlägt immer stärker auf den deutschen Arbeitsmarkt durch. So legte die Zahl der Arbeitslosen aus den wichtigsten nicht europäischen Asylzugangsländern wie Syrien, Irak, Afghanistan und Eritrea im Februar im Ein-Jahres-Vergleich um 45 000 oder 69 Prozent auf 110 000 zu. Dies geht aus dem neuen Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor. Die Behörde rechnet damit, das sich dieser Trend in den nächsten Quartalen fortsetzen wird. "Das wird jetzt richtig steigen", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise.

Wer als Asylsuchender anerkannt ist, hat einen Anspruch auf Hartz IV, sofern er oder sie sich keine anderen Ansprüche erworben hat und arbeitslos ist. Nimmt man die 15 größten Asylzugangsländer zusammen, gibt es aber mehr Menschen mit einem Job als ohne. Gut 500 000 haben eine Stelle, knapp 200 000 sind arbeitslos. Dazu zählen aber auch Menschen, die schon lange in Deutschland leben und nicht als Flüchtlinge hierher gekommen sind. Bislang hat die Bundesagentur noch keine eigene Statistik, die sich nur auf die Flüchtlinge konzentriert.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) warnte vor übertriebenen Befürchtungen: "Niemand braucht hier Angst zu haben, dass er wegen der Flüchtlinge arbeitslos wird. Durch die Flüchtlinge, das können wir beobachten, wird stattdessen mehr Arbeit geschaffen", sagte sie. Nötig ist aber viel Geduld: Wer einen jungen Flüchtling aus Syrien ohne ausreichende Deutschkenntnisse zum Facharbeiter machen wolle, benötige dafür fünf, sechs Jahre, und nicht drei wie bei einem Auszubildenden aus Deutschland, sagte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker.

Trotz der starken Zuwanderung ist die Arbeitslosigkeit verglichen mit Januar um 9000 auf 2,91 Millionen gesunken. Das ist der niedrigste Wert im Februar seit 1991. Gegenüber dem Vorjahr verzeichnete die Bundesagentur sogar 106 000 Arbeitslose weniger. Die Arbeitslosenquote liegt nun bei 6,6 Prozent. Die positiven Zahlen sind vor allem auf den milden Winter zurückzuführen. Anders sah es in den vergangenen drei Februar-Monaten aus. Damals registrierte die Behörde im Durchschnitt jeweils 2000 mehr Arbeitslose.

Auch der europäische Arbeitsmarkt präsentiert sich zunehmend besser. Die Zahl der Arbeitslosen in den 19 Euro-Ländern fiel auf den niedrigsten Stand seit viereinhalb Jahren. 16,65 Millionen waren offiziell auf Jobsuche - 1,45 Millionen weniger als im Vorjahresmonat. Deutschland schneidet im europäischen Vergleich nach wie vor am besten ab, gefolgt von Tschechien. Schlusslichter in der Statistik sind Griechenland und Spanien. Dort ist jeder Vierte beziehungsweise jeder Fünfte arbeitslos. In den südeuropäischen Ländern sind besonders oft junge Menschen ohne Job.

© SZ vom 02.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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