Apple:Gute Geschäfte

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Baby mit Smartphone: Zu viel Handy-Konsum soll laut Studien negative Folgen für Kinder haben. Investoren wollen Apple dazu bringen, das Problem anzugehen.

(Foto: Mark Lennihan/AP)

Investoren fordern von dem US-Konzern mehr Engagement gegen die Smartphone-Sucht. Dahinter steckt ein nachhaltiger Trend, der Gutes tun und Business verbinden will.

Von Christoph Gurk

Es ist ja nicht so, dass man bei Apple keine Kritik gewöhnt wäre. Da wären zum Beispiel die miserablen Arbeitsbedingungen bei Zulieferern, wegen deren das Unternehmen in der Vergangenheit immer mal wieder in der Kritik stand, oder auch der laxe Umgang mit Nutzerdaten. Selbst als nun laut wurde, Apple würde zu wenig gegen die Smartphone-Sucht bei Kindern und Jugendlichen tun, waren diese Vorwürfe nicht neu - neu war allerdings, dass die Kritik nicht von Jugendschützern, Medizinern, Psychologen oder Eltern stammte, sondern von zwei Großinvestoren der Firma: Jana Partners und CalSTRS. Zusammen hatten sie in einem offenen Brief mehr soziale Verantwortung von Apple gefordert. Vor allem im Hinblick auf seine jüngsten Kunden sollte das Unternehmen bessere technische Kontrollmöglichkeiten einführen und auch den Effekt untersuchen, den Smartphones auf die Entwicklung von Jugendlichen haben.

Vor allem die mächtigen US-Pensionsfonds achten darauf, in welche Firmen sie investieren

Hinter dem allem stehen zum einen Artikel und Bücher, die in den USA seit ein paar Monaten für Aufsehen sorgen. Sie wollen mit Studien belegen, dass erhöhter Handy-Konsum bei jungen Nutzern zu gravierenden Problemen führen kann, unter anderem einer erhöhten Selbstmordgefahr. Dass nun aber ausgerechnet zwei Großinvestoren sich im Kampf gegen dieses Problem engagieren, liegt an einem Trend, der gerade in der amerikanischen Finanzbranche für Wirbel sorgt: Socially Responsible Investing, auf Deutsch so viel wie "Ethisches Investieren". Dahinter steckt die Idee, Gutes zu tun und gute Geschäfte zu verbinden, beispielsweise indem man in Unternehmen investiert, die Solarzellen herstellen, oder den Ärmsten der Armen in subventionierten Privatschulen Bildung angedeihen zu lassen. Ein anderer Weg ist, bereits bestehende Unternehmen dazu zu bringen, umweltschädliche Praktiken zu überdenken oder eben Produkte so anzupassen, dass sie der Allgemeinheit nicht mehr schaden. Neben rein moralischer Aspekte geht es dabei auch um finanzielle Fragen: In Zeiten, in denen Internet-Shitstorms und PR-Desaster nicht nur das öffentliche Ansehen von Unternehmen schädigen können, sondern auch deren Wert mindern können, soll Schaden von Investoren und Anlegern abgewendet werden.

Vor allem die in den USA mächtigen Pensionsfonds achten immer mehr darauf, in welche Unternehmen sie ihr Geld investieren. CalSTRS verwaltet die Pensionen der öffentlich angestellten Lehrer aus Kalifornien und weil im Zuge der Diskussion um Handysucht bei Jugendlichen auch immer wieder viel Smartphone-Kritik von Lehrern kam, ist durchaus logisch, dass der Fonds sich in dieser Frage engagiert. Jana Partners dagegen ist in der Vergangenheit vor allem für aggressives Geschäftsgebaren bekannt gewesen. Der Fonds drängte bei Firmen immer wieder auf Gewinnmaximierung oder sogar Zerschlagung ganzer Unternehmen. Gute Renditen erwirtschaften konnte Jana Partners also schon länger, nun also auch Gutes tun, und wenn es nach den Plänen von Jana geht, wird es nicht nur beim Angriff auf Apple bleiben.

Noch dieses Jahr will Jana Partners einen neuen Fonds starten, sein Ziel wird sein, in Firmen zu investieren, die Jana nicht nur für potenziell profitabel hält, sondern bei dem Analysten auch noch Potenzial sehen, die Welt zu verbessern. Im Beraterstab von diesem "Jana Impact Capital" getauften Fonds sollen neben Umweltaktivisten und Experten für nachhaltiges Investment auch der Rockmusiker Sting und seine Frau Trudie Styler sitzen. Sie engagieren sich schon seit Jahrzehnten für Menschenrechte und soziale Fragen.

Ähnliches macht auch U2-Sänger Bono und auch er ist mittlerweile mit dem "Rise Fund" von TPG an einem solchen nachhaltigen Fonds beteiligt. Und Goldman Sachs wiederum gab im Dezember bekannt, an einem börsengehandelten Fonds zu arbeiten, der wiederum nur in die nachhaltigsten US-Unternehmen investiert, so groß sei der Bedarf der Kunden nach moralisch einwandfreien Investitionsmöglichkeiten. Auch in Deutschland sind diese ethischen und nachhaltigen Fonds längst ein Trend, hier haben sie aber bislang noch keine Forderungen an Firmen gestellt.

Ob die Fonds wirklich etwas verändern können mit ihren Investitionen, bleibt ohnehin fraglich. Jana Partners und CalSTRS zum Beispiel halten zwar zusammen Apple-Anteile im Wert von etwa zwei Milliarden US-Dollar, der Gesamtwert des Unternehmens liegt aber bei knapp 900 Milliarden Dollar. Nach dem offenen Brief der beiden Fonds-Manager reagierte Apple immerhin mit einer extra Bekanntmachung. Man denke sehr viel über die eigenen Produkte nach, hieß es darin. Ihm reiche das nicht, erklärte Barry Rosenstein, der Gründer von Jana Partners. Er wünsche sich eine persönliche Antwort von Apple CEO Tim Cook und hoffe, ihn bald persönlich treffen zu können. Ein Wunsch, den Cook bislang unkommentiert gelassen hat.

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