Antrieb:Toyota stoppt Verkauf von Diesel-Pkw

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Der zweitgrößte Autoproduzent der Welt steigt aus, die Kunden würden Diesel-Autos einfach nicht mehr kaufen. Die deutschen Hersteller sehen das ein bisschen anders - VW glaubt gar an eine Renaissance.

Von Max Hägler, Markus Balser, Michael Bauchmüller und Stefan Mayr, Genf/Berlin

Internationale Autohersteller wenden sich zunehmend von der Diesel-Technologie ab. Der zweitgrößte Autohersteller der Welt, Toyota, verkündete am Dienstag den weitgehenden Ausstieg aus der Antriebsform. Auf dem Genfer Autosalon erklärte der japanische Konzern, er wolle in Europa keine neuen Pkw mehr mit Dieselmotoren anbieten. "Sie werden fragen, wo ist der Diesel? Ich sage ihnen, es gibt keinen", sagte Johann van Zyl, Chef von Toyota Motor Europa. Stattdessen setzt Toyota auf Batterieautos und Hybridantriebe, einer Kombination aus Benzinmotor und Elektroantrieb.

"Die Kunden-Nachfrage ist ein klares Signal", sagte Johann van Zyl - und kündigte Batterie-Fahrzeuge mit einer Reichweite von 1000 Kilometern an. Allerdings gibt es eine Einschränkung: Geländewagen wie der Land Cruiser werden auch künftig mit Diesel-Motoren verkauft. Auch der italienisch-amerikanische Hersteller Fiat-Chrysler stellt sich auf einen Rückgang ein. Die Absatzzahlen sänken Monat für Monat, sagte FCA-Chef Sergio Marchionne in Genf. Zugleich werde vor allem die geforderte Abgasreinigung immer teurer. Deswegen werde auch Fiat-Chrysler seine Abhängigkeit vom Diesel "signifikant reduzieren". Kürzlich hatte zudem das französische Konzern Renault angekündigt, die Zahl von Dieselautos in den kommenden fünf Jahren zu halbieren. Auch der schwedisch-chinesische Volvo-Konzern entwickelt keine neuen Diesel-Antriebe mehr.

Toyota hatte schon vor 20 Jahren als erster großer Hersteller auf Hybridantriebe gesetzt und verkauft derzeit nur jeden zehnten Wagen mit einem Diesel-Antrieb. Dagegen sind immer noch etwa die Hälfte der Neuwagen von Audi, BMW, Mercedes oder Volkswagen Diesel-Fahrzeuge. Zwar geht auch bei den deutschen Anbietern der Anteil zurück, ganz abrücken wollen die hiesigen Anbieter von der Technik aber nicht. Im Gegenteil: "Der Diesel wird in absehbarer Zeit eine Renaissance erleben", sagte VW-Chef Matthias Müller am Dienstag. Man brauche diese Technologie, um die anspruchsvollen CO₂-Vorgaben der EU-Kommission zu erfüllen. Ähnlich sieht man das auch bei BMW. Irgendwann werde der Diesel wegen der aufwendigen Abgasbehandlung im Vergleich zur Elektromobilität zu teuer. Aber das sei noch keine Sache der nächsten Jahre, glaubt BMW-Boss Harald Krüger. Daimler-Chef Dieter Zetsche verweist auf die neuesten Motoren, die die Grenzwerte deutlich unterschreiten. Es sei "nach wie vor nicht sinnvoll", auf sie zu verzichten.

Forscher glauben, dass sich auch europäische Hersteller bald umstellen müssen

Forscher und Politiker dagegen rechnen mit einem schleichenden und baldigen Aus der Technologie. Der Diesel ist ein Auslaufmodell", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. "Ab 2025 werden auch europäische Autohersteller keine Diesel-Autos mehr bauen." Die Kunden wendeten sich nach dem Abgasskandal ab. Die Stückzahlen würden kleiner, die Entwicklung in bessere Technologien damit immer teurer.

Die Grünen halten den Schritt von Toyota für richtig. Dies zeige, "dass technologischer und ökologischer Fortschritt möglich sind", sagte Fraktionschef Anton Hofreiter. Leider handele es sich nicht um einen deutschen Konzern. Auch der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Carsten Träger, sieht nun wachsenden Druck auf die deutschen Hersteller. "Unsere Premiummarken wissen längst, dass sie sich dem Unausweichlichen beugen müssen: rasche Flotten-Umstellung auf Hybrid- und Elektromotoren", sagte er. Dagegen zeigte sich das Bundesumweltministerium zurückhaltend. Schließlich seien Dieselfahrzeuge vergleichsweise klimafreundlich, weil sie weniger Kraftstoff brauchen. Einen völligen Abschied vom Diesel betrachte man "nicht als förderlich", hieß es.

© SZ vom 07.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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