Anti-Viren-Software:Elektronische Feuerwehr

Ein falscher Klick genügt und ein Virus ist auf dem Computer. Aber wie wird man ihn wieder los?Software-Anbieter versprechen Abhilfe. Aber wie gut arbeiten Viren-Reinigungs-Werkzeuge?

Von Helmut Martin-Jung

Das kann jedem passieren: Einmal den falschen Link angeklickt, und plötzlich verhält sich der eigene Rechner ganz merkwürdig. Oder - schlimmer noch - man merkt nichts am Computer, aber wichtige Daten sind gestohlen worden. In jedem Fall ist es dann wichtig, den Rechner wieder sauber zu bekommen, und das möglichst so, dass keine Reste der schädlichen Software zurückbleiben. Es gibt viele Programme, kostenlose und kostenpflichtige, die versprechen, dieses Problem zu lösen, aber schaffen die das auch?

Das bekannte Magdeburger Unternehmen AV Test hat das untersucht. Das Ergebnis ist weniger schlimm als man befürchten könnte. Die meisten bekannten Sicherheitspakete sowie einige kostenlose Reinigungsprogramme für Windows-Computer machen einen ordentlichen Job und neutralisieren die Bedrohungen. Manche allerdings lassen dabei Reste zurück - und einige wenige schwächeln sogar richtig.

AV Test untersucht seit vielen Jahren, wie gut Antiviren-Software digitale Schädlinge erkennt. Mit dem Erkennen ist es aber nicht getan. Wer nicht seinen ganzen Computer von Grund auf neu einrichten will, wünscht sich Software, die einfach nur den Schädling beseitigt, den Rest aber unangetastet lässt. Ein solcher Test erfordert aber einen enormen Aufwand, denn die Testrechner müssen einzeln mit jeweils einem aus einer ganzen Auswahl an Schädlingen infiziert, danach gereinigt und schließlich auf mögliche Reste untersucht werden. Der Test dauerte denn auch ein halbes Jahr.

Das beste Mittel gegen Infektionen bleibt gesundes Misstrauen

Als Szenario wurde eine möglichst realistische Situation gewählt. Auf den Test-PCs wurde erst die Virenerkennung vorübergehend ausgeschaltet, dann eine Schadsoftware aufgespielt. Damit sollte der Fall simuliert werden, dass eine Schutz-Software den Virus zunächst nicht erkennt, ihn dann aber beseitigen soll. Die Annahme ist deshalb realistisch, weil Schadsoftware von deren Autoren ständig verändert wird, um durch die Sicherheitsnetze zu schlüpfen. Es kann daher vorkommen, dass der PC befallen wird und die Schutzsoftware erst im Nachhinein tätig werden kann.

Am besten schnitt bei den Schutzpaketen, die dauerhaft auf dem Computer installiert werden, die Internet Security Suite von Kaspersky ab. Es erkannte nicht nur alle 38 geprüften Schädlinge, sondern beseitigte sie auch restlos. Ebenfalls gut funktionierten die Produkte von Bitdefender, Avast, G Data, Avira und Symantec. Sie reparierten befallene Systeme, neutralisierten die Schädlinge, ließen aber zwischen vier und neun Dateireste zurück. Diese bedeuteten keine Gefahr mehr. Microsofts Security Essentials schlugen sich weniger gut. Drei Schädlinge konnte es nicht entfernen, zwei weitere hatte es gar nicht erkannt.

Falls ein PC von schädlicher Software befallen ist, bieten einige Hersteller auch kostenlose Reparatur-Software an, sozusagen die Feuerwehr unten den PC-Hilfsprogrammen. Den besten Eindruck hinterließ auch hier das Produkt von Kaspersky, das Virus Removal Tool. Bitdefenders Rescue Disc funktionierte auch gut, hinterließ nur einige wenige ungefährliche Reste. Ihren Job erledigten auch die Werkzeuge Desinfec't des Heise-Verlags und das Produkt von G Data. Die schwächste Leistung lieferte hier der DE Cleaner Antibot ab, der fünf digitale Angreifer gar nicht erkannte. Gerade diese Software aber empfiehlt der Verband der Internetwirtschaft Eco auf seinen Seiten.

Die gute Nachricht ist aber: Gute Reparatur-Software gibt es auch kostenlos, viele der etablierten Schutz-Pakete können befallene Systeme wieder sauber kriegen, ohne dass man sie plattmachen muss.

Am besten freilich ist es, wenn es erst gar nicht so weit kommt. Das beste Mittel gegen Virenbefall ist nicht technischer Natur, sondern ist gesunde Skepsis. Lieber noch einmal überlegen, bevor man klickt. Also etwa E-Mails mit angeblichen Mahnungen oder Ähnlichem noch mal genau prüfen, oft sind die Fälschungen zum Glück ziemlich plump gemacht.

Ist ein Link angegeben, hilft es oft, nur mit der Maus darüber zu fahren - also nicht klicken! Dann wird die Zieladresse angezeigt. Führt sie zu einer Adresse, die mit dem angeblichen Absender nichts zu tun hat, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Absender mit bösen Absichten. Auch dabei heißt es aber genau hinschauen. Denn ab und zu verwenden Internetkriminelle auch Adressnamen, die denen großer Firmen wie Amazon und anderen ähneln.

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