Anlagebetrug bei S&K:Der Fall S&K sollte eine Warnung für alle Anleger sein

Urteil im S&K-Prozess

S&K-Gründer Stephan S. (r) vor dem Gericht in Frankfurt am Main

(Foto: dpa)

240 Millionen Euro haben die Kunden des Unternehmens verloren. Wer glaubt, ihm könne so etwas nicht passieren, hat nie erlebt, wie geschickt Finanzvertriebsprofis ihre Kundschaft um den Finger wickeln.

Kommentar von Markus Zydra

Es war ein denkwürdiger Strafprozess vor dem Landgericht Frankfurt. Eine Anklageschrift mit über 3000 Seiten. Staatsanwälte und Strafverteidiger, die sich nicht riechen konnten. Ein Vorsitzender Richter, der in respektabler Bierruhe ein kompliziertes Verfahren meisterte. Es ging für die Anleger des Immobilienunternehmens S&K um einen Schaden von 240 Millionen Euro. Die Betroffenen rufen "Betrug". Im Urteil steht das Wort "Untreue".

Die beiden S&K-Firmengründer sind zu einer Haftstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt worden. Das ist eine angemessene Strafe. Man sollte annehmen, dass Nachahmer dadurch abgeschreckt werden. Doch diese Hoffnung ist gewagt. Die Gerichte in Deutschland schöpfen das Strafmaß bereits häufig aus, wenn die Beweislage es erlaubt. So wurde im Jahr 2011 der Hedgefondsmanager Helmut Kiener zu über zehn Jahren Haft verurteilt. Er hatte Anlegern einen Schaden von 320 Millionen Euro beschert. Der Prozess hatte eine breite Öffentlichkeitswirkung. Dennoch gab es auch in den Jahren danach immer neue Betrugsfälle auf dem sogenannten "grauen Kapitalmarkt".

Mutmaßliche Betrüger lassen sich kaum abschrecken. Das liegt auch daran, dass längst nicht alle mit einer vorsätzlichen Betrugsabsicht in das Finanzgeschäft einsteigen. Sie rutschen häufig rein in die Illegalität, aus Übermut, aus Gier. So war es auch im Fall S&K, wie der Vorsitzende Richter in der Urteilsbegründung ausführte. "Ein ordentliches Projekt" sei "aus dem Ruder gelaufen". Kriminelle Energie wird sich gerade im wenig regulierten Finanzmarktgeschäft immer ihren Weg bahnen. Für Anleger gibt es daher nur eine Möglichkeit, möglichen Betrugsgeschäften aus dem Weg zu gehen: Sie müssen aufpassen. Extrem gut aufpassen.

Zehn bis 20 Prozent Rendite? Solche Produkte sind selten seriös

Es ist für Außenstehende nur schwer zu begreifen, dass Menschen auf Finanzbetrüger hereinfallen. Die Leute achten doch sonst so auf ihr Geld. Doch wer einmal erlebt hat, wie geschickt Finanzvertriebsprofis ihre Kundschaft um den Finger wickeln können, sollte demütig dankbar dafür sein, dass er solchen Verkäufern noch nie über den Weg gelaufen ist: Sie sind häufig sehr gut geschult. Ihnen die Tür aufmachen und zuhören - das ist brandgefährlich: Je länger man sich die großen Renditeversprechen angehört hat, desto schwieriger wird es, Nein zu sagen.

Bei Geldanlagen, die einfach mal so zehn bis 20 Prozent Rendite versprechen, sollten Interessierte also umso mehr Vorsicht walten lassen. Es ist gar nicht oft genug zu wiederholen: Derartige Produkte sind selten seriös, und selbst wenn sie es wären, dann ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass man sein Geld verlieren wird. Hohe Renditen gibt es nur, wenn man hohe Risiken eingeht. Wer so etwas kauft, der muss sich im Geiste mit diesem Risiko und damit mit dem Totalverlust seines Geldes auseinandergesetzt haben.

Der Fall S&K belegt noch einmal exemplarisch, wie verloren die Geprellten sind. Die Täter haben ihre Gefängnisstrafe erhalten. Dem Strafrecht ist genüge getan. Der Schaden aber bleibt. Denn zivilrechtlich das verlorene Geld wieder einzuklagen, ist ein schwieriges Unterfangen. Die Prozesse ziehen sich über Jahre. Die Kosten für Anwalt und Gericht sind beträchtlich. Diese juristischen Scharmützel kosten Nerven, und am Ende kommt wenig bei rum. Also: Hände weg von allzu vielversprechenden Finanzprodukten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: