Angst vor GM-Pleite:Staatsbanken sollen Opel retten

Sollte GM Insolvenz einreichen, bräuchte Opel vorübergehend Hilfe - und die könnte vom Staat kommen: Im Gespräch ist eine Treuhand-Lösung unter dem Vorsitz der KfW.

Für Opel könnte es bald richtig eng werden. Sollte der US-Autokonzern General Motors (GM) in Kürze tatsächlich Insolvenz beantragen, würde die deutsche Tochter mit in den Abgrund gerissen. Das Problem des deutschen Traditionsunternehmens: Zwar gibt es einige Interessenten, die Opel aus GM herauslösen würden, doch es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese bis zu einer möglichen GM-Pleite ihre Konzepte noch gar nicht veröffentlicht haben. Und selbst wenn ein möglicher Investor bis Ende Mai einen konkreten Plan präsentiert, wäre der Deal noch nicht in trockenen Tüchern. Schließlich müssen auch noch die Kartellbehörden die Lösung absegnen.

Opel, Eisenach, dpa

Produktion des Opel-Corsa in Eisenach: Eine Treuhandlösung unter Führung der staatlichen KfW soll den deutschen Autohersteller retten.

(Foto: Foto: dpa)

Aus diesem Grund hat Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) eine Treuhänder-Lösung für Opel ins Spiel gebracht. Sie soll die Zeit zwischen der möglichen GM-Pleite und dem Einstieg eines Investors bei dem deutschen Autohersteller überbrücken. Doch dieser Plan wird teuer. "Wenn es zu der Treuhandlösung kommt, die das Bundeswirtschaftsministerium vorgeschlagen hat, dann wäre dies mit einer Kreditlinie verbunden. Die Summe müsste oberhalb von einer Milliarde Euro liegen", sagte der Europa-Chef von General Motors (GM), Carl-Peter Forster, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Und so könnte der Plan aussehen: Bund und Länder sollen einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) zufolge Opel vorübergehend über ihre staatlichen Banken finanzieren. Im Gespräch sei ein Engagement der KfW und der Landesbanken der Bundesländer, in denen Opel Standorte besitzt. Im Rahmen der geplanten Treuhandlösung für Opel würden die Banken dem Autohersteller Kredite zur Verfügung stellen, um den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten.

USA fordern Verstaatlichung von Opel

Als Treuhänder kommt nach Angaben aus der Regierung entweder eine Beratungsgesellschaft wie PricewaterhouseCoopers oder die KfW selbst infrage. Die Regierung steht unter Zeitdruck, weil ab Ende Mai mit einer Insolvenz der Opel-Muttergesellschaft GM gerechnet werden muss. Da private Geldhäuser offenbar abgewunken haben, sollen nun öffentliche Banken die Zwischenfinanzierung von GM Europe sicherstellen, wie die Zeitung schreibt.

Über den Plan solle am Donnerstag in Berlin eine hochrangige Ministerrunde beraten. An dem Treffen nehmen neben Wirtschaftsminister zu Guttenberg auch Kanzleramtsminister Thomas de Maizière (CDU), Vize-Kanzler Frank-Walter Steinmeier, Finanzminister Peer Steinbrück und Arbeitsminister Olaf Scholz (alle SPD) teil.

In den USA soll die Treuhand-Lösung unterdessen auf wenig Gegenliebe stoßen. Einem Bericht des Handelsblatts zufolge drängten die Amerikaner die Bundesregierung dazu, Opel stattdessen zu verstaatlichen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise. Die Amerikaner stünden der Treuhandlösung grundsätzlich skeptisch gegenüber. Man könne sie nur schwer davon überzeugen, dass sie mit einem solchen Modell nicht übervorteilt werde. Ein Opel-Sprecher wollte die Informationen dem Handelsblatt zufolge nicht kommentieren. General-Motors-Chef Fritz Henderson hatte sich Anfang der Woche ebenfalls nicht zu der Angelegenheit geäußert, sondern lediglich mitgeteilt, dass Opel schon bald finanzielle staatliche Hilfen brauche.

Warum eine Verstaatlichung aus Sicht der Amerikaner so viel besser sein soll als eine Treuhandlösung, sei derzeit sehr schwer zu beurteilen, sagte der Autoanalyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler zu sueddeutsche.de. Der Fall Opel habe sich zu einer Hängepartie entwickelt. "Es ist inzwischen unmöglich, die Aussagen der Beteiligten auf die Goldwaage zu legen."

Das Wirtschaftsministerium hat indessen den Firmen, die an einem Opel-Kauf interessiert sind, eine Frist bis nächste Woche gesetzt. "Am 20. Mai läuft die Frist ab", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person der FTD. "Bis dahin müssen alle Interessenten offiziell ihre Angebote abgeben." Neben dem italienischen Autokonzern Fiat, der auch eine Übernahme des US-Herstellers Chrysler plant, buhlt der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna gemeinsam mit dem russischen Autobauer Gaz und der russischen, staatlich kontrollierten Sberbank um Opel.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: