Angeschlagener Sportartikelhersteller:Ex-Fußballprofi Gulden wird Puma-Chef

Angeschlagener Sportartikelhersteller: Bjørn Gulden wird neuer Puma-Chef

Bjørn Gulden wird neuer Puma-Chef

(Foto: Imago Stock&People)

Er war Manager bei Deichmann und einer Schmuckfirma, jetzt kehrt Bjørn Gulden zurück zu seiner ursprünglichen Leidenschaft: dem Sport. Der Norweger soll Puma endlich fit für die Zukunft machen. Die Heimat des Unternehmens kennt er noch aus seiner Zeit als Profi-Fußballer.

In der inzwischen 50-jährigen Geschichte der Bundesliga ist der Name Bjørn Gulden eher etwas für Kenner und Sportreporter vom alten Schlag, die alle relevanten Daten noch auswendig kennen. Anhänger des 1. FC Nürnberg werden sich vielleicht auch erinnern, denn Gulden war mal ein "Clubberer", wie die Fans des fränkischen Vereins das nennen. In der Saison 1984/1985 absolvierte er vier Zweitligaspiele für den Klub, wobei er immerhin ein Tor erzielte. Dann zwang ihn eine Knieverletzung zur Rückkehr in seine norwegische Heimat.

Jetzt kehrt der 47-Jährige zurück nach Franken: Der Ex-Profi übernimmt zum 1. Juli den Chefposten beim Herzogenauracher Sportartikelhersteller Puma, zusammen mit Adidas seit Langem Anlass zu Stolz, wenn es um Franken und Sport geht - der Fußballverein dagegen verweigert sich dem Erfolg mit schöner Regelmäßigkeit. Doch auch die Aufgabe, Puma zu leiten, dürfte schwierig werden.

Die Marke ist nicht mehr so beliebt wie noch vor ein paar Jahren. Trotzdem, so wird Gulden vom Bayerischen Rundfunk zitiert, sei Puma "eine der spannendsten und stärksten Marken der Branche".

Obwohl die Umsätze steigen, kämpft das Unternehmen seit einiger Zeit mit schrumpfenden Gewinnen. Puma kam sehr schlecht aus der Finanzkrise und steckt im größten Konzernumbau seit 20 Jahren. Gulden muss das harte Sparprogramm fortsetzen, dass sein Vorgänger Franz Koch startete. Dazu gehören auch Ladenschließungen. 450 Arbeitsplätze werden abgebaut, teilweise werden die Leute entlassen. Ländergesellschaften werden zu regionalen Einheiten zusammengelegt. Aus manchen Sportarten zieht sich Puma ganz zurück, zum Beispiel Segeln, oder Rugby auf dem europäischen Markt.

Gerd Schmelzer, in den achtziger Jahren Präsident des 1. FC. Nürnberg, sagt der SZ, als Fußballer sei Gulden ein "Riesen-Talent" und sehr sympathisch gewesen, Verletzungen hätten ihn aber immer wieder zurückgeworfen.

Puma mitten in der Sanierungsphase. Puma

Er kennt sich mit Mode, Schuhen und Sport aus

Als Geschäftsmann und Manager hatte Gulden mehr Glück als im Fußball: In den neunziger Jahren verantwortete er bei Adidas das weltweite Geschäft mit Bekleidung und Accessoires. Er war Teil des Management-Teams, das Adidas 1995 an die Börse brachte. Ab dem Jahr 2000 war der studierte Wirtschaftswissenschaftler, der Deutsch spricht, elf Jahre lang geschäftsführender Direktor des Schuhhändlers Deichmann. Außerdem galt er 2011 zeitweise als Kandidat für den Posten des Vorstandschefs beim Hamburger SV. Zuletzt wirkte Gulden als Vorstandschef des dänischen Schmuckanbieters Pandora.

Er kennt sich also mit Mode, Schuhen und Sport aus. Besonders in den letzten beiden Sparten will Puma sein Profil wieder schärfen. Unter anderem bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 hatte sich gezeigt, dass Adidas sich weit besser als Ausrüster der Teams profilieren konnte - vor allem mit dem Sieger Spanien. Abgesehen von Borussia Dortmund hat Puma kaum noch Top-Klubs unter Vertrag. In einem ersten Statement gibt Gulden sich aber konservativ. Er wolle die Produktpalette zweigleisig weiterführen: "Puma hat sowohl im Sport- als auch im Lifestylebereich ein enormes Potenzial."

Noch im Februar hatte Gulden einen Medienbericht über einen Wechsel zu Puma dementiert. Er tritt nun die Nachfolge von Koch an, der auf Druck des französischen Mutterkonzerns PPR Ende März nach nur eineinhalb Jahren gehen musste. Es gab Stimmen, die sagten, ihm sei nicht genug Zeit gegeben worden, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Koch war eigentlich ein Ziehsohn des langjährigen Chefs Jochen Zeitz, der Puma seit den Neunzigern vor allem im Modebereich zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten des Herzogenauracher Nachbarn Adidas machte. Am Ende kam es jedoch zu Spannungen: Zeitz kritisierte Koch öffentlich, was der im Gegenzug als "Foul" bezeichnete.

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