Angebot für Volkswagen:Porsche lässt die Muskeln spielen

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Der Sportwagenbauer Porsche baut seine Macht bei Europas größtem Automobilhersteller Volkswagen aus. Der Stuttgarter Sportwagenhersteller will seinen Anteil am Volkswagenkonzern für knapp eine Milliarde Euro auf 31 Prozent aufstocken.

Mit dem für Monatag anvisierten Schritt löst Porsche wegen der Überschreitung der 30-Prozent-Schwelle nach dem Aktienrecht ein Pflichtangebot an alle anderen VW-Aktionäre aus. Porsche will ihnen nach Angaben vom Samstag aus Stuttgart knapp 101 Euro pro VW-Stammaktie bieten, der VW-Aktienkurs lag am Freitag bei 117 Euro.

Porsche rechnet daher nicht damit, dass viele Anteilseigner das Porsche-Angebot annehmen werden und Porsche so zum Mehrheitseigentümer würde. "Wir wollen die Mehrheit im Moment nicht", sagte Porsche-Sprecher Anton Hunger der Nachrichtenagentur AP. Ziel sei lediglich ein Anteil von 31 Prozent. Vorher hatte schon der mit rund 20 Prozent zweitgrößte VW-Aktionär, das Land Niedersachsen, einen Verkauf seiner Aktien abgelehnt. Falls unerwartet doch alle VW-Aktionäre ihre Anteile bei Porsche einreichen würden, kämen Kosten von 35 Milliarden Euro auf Porsche zu.

Bisher liegt der Porsche-Anteil bei VW bei 27,3 Prozent. Eine Option über 3,7 Prozent soll am Montag ausgeübt werden, um auf 31 Prozent zu kommen, wie der Aufsichtsrat beschloss. Hintergrund der Aufstockung ist laut Porsche der erwartete Fall des VW-Gesetzes, das dem Land Niedersachsen derzeit noch Sondervollmachten verleiht. Vor dem EU-Gerichtshof zeichnet sich eine Abschaffung des Gesetzes ab, nachdem die EU-Kommission dagegen geklagt hatte.

Porsche will nach Ansicht von Firmenkennern mit der Aufstockung bis zur VW-Hauptversammlung am 19. April in Hamburg endgültig klarstellen, wer bei VW das Sagen hat. Bei dem Treffen soll VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Großaktionär Ferdinand Piëch wiedergewählt werden. Piëch gilt als Hauptmotor hinter dem im Jahr 2005 begonnenen Porsche-Engagement bei VW. Er ist der Enkel von Porsche-Gründer und VW-Käfer-Konstrukteur Ferdinand Porsche und führte VW zehn Jahre als Vorstandsvorsitzender, ehe er 2002 den Aufsichtsratsvorsitz übernahm.

Sportwagenbauer Porsche hatte den Einstieg bei VW mit gemeinsamen Vorteilen begründet sowie der Absicherung von Porsche. Beide Unternehmen arbeiten bei vielen Projekten zusammen: Die Geländewagen Cayenne und Touareg wurden gemeinsam konstruiert, die Konzerne arbeiten zusammen an einem Hybridmotor und einer neuen Elektronik, die Karosserie des geplanten Porsche-Viertürers Panamera soll VW in Hannover bauen.

"Porsche ist der festen Überzeugung, dass eine engere Anbindung von VW durch eine Beteiligungsaufstockung auf mehr als 30 Prozent der Volkswagen-Stammaktien für beide Partner Vorteile bringt, ohne die Identität von Porsche zu verwässern oder gar zu gefährden", erklärte das Unternehmen.

Wulff begrüßt Entscheidung

Das Land Niedersachsen begrüßte den Schritt von Porsche. Ministerpräsident Christian Wulff sagte: "Angesichts der weltweiten Herausforderungen ist es ein Segen, dass die Volkswagen AG mit der Porsche AG und dem Land Niedersachsen zwei verlässliche, stabile Aktionäre hat."

Ein Verkauf der rund 20 Prozent VW-Anteile im Landesbesitz ist nach AP-Informationen nicht geplant. Nach dem Wegfall des VW-Gesetzes hätten Porsche und Niedersachsen gemeinsam einen Anteil von über 50 Prozent an VW und könnten damit Übernahmeversuche abwehren. Die beiden Aktionäre hatten erst vor einem Monat einen langen Kampf um die Macht bei VW beigelegt. Wulff hatte damals den Anspruch von Porsche auf drei Aufsichtsratsmandate anerkannt, eines mehr als Niedersachsen.

Bei Porsche ist laut Mitteilung auch die Gründung einer Holding-Gesellschaft geplant. Damit soll das operative Geschäft des Sportwagenbaus von der Beteiligungsverwaltung getrennt werden.

© Claus-Peter Tiemann, AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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