A320neo:Fliegen gegen die Uhr

Airbus droht eine große Peinlichkeit: Es ist gut möglich, dass die ersten Flugzeuge der neuen Kurz- und Mittelstreckenbaureihe "A320neo" doch nicht mehr in diesem Jahr ausgeliefert werden können. Der Zeitplan ist nicht zu halten.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Vor ziemlich genau einem Jahr war der Eklat perfekt: Qatar Airways-Chef Akbar Al Baker hatte sich in letzter Sekunde geweigert, den ersten neuen Langstrecken-Airbus vom Typ A350 zu übernehmen. In Toulouse war schon das Catering für Hunderte Gäste der Übergabeparty bestellt, als doch noch alles abgesagt werden musste. Dass dieses Jahr große Mengen Essen weggeworfen werden müssen, ist ausgeschlossen, weil sowieso gar keine Party geplant war. Doch Airbus droht eine noch größere Peinlichkeit: Es ist gut möglich, dass das erste Flugzeuge der neuen Kurz- und Mittelstreckenbaureihe A320neo doch nicht mehr, wie lange versprochen, in diesem Jahr ausgeliefert werden kann. Airbus hatte ursprünglich vor, die erste mit neuen Triebwerken des amerikanischen Herstellers Pratt & Whitney ausgestattete A320neo wieder an Qatar Airways auszuliefern. Doch die Airline machte dieses Mal schon Anfang des Monats einen Rückzieher. Pratt hatte in Tests festgestellt, dass der Triebwerksschaft sich wegen Temperaturunterschieden unter bestimmten Bedingungen minimal verzieht. Daher müssen die Motoren nach dem Anlassen anfangs drei Minuten lang laufen, bevor die Piloten erstmals den Schubhebel betätigen dürfen. Qatar wollte diese Einschränkung nicht hinnehmen und möchte nun warten, bis der Triebwerkshersteller eine technische Lösung anbietet. Doch zum großen Glück von Airbus erklärte sich Lufthansa bereit, einzuspringen. Die deutsche Airline plant, die Maschine anfangs nur zwischen Frankfurt und Hamburg hin- und herfliegen zu lassen und hat an beiden Stationen jede Menge Techniker, die die Motoren genau überprüfen können. Eigentlich sollte Lufthansa die erste A320neo, die rund 15 Prozent weniger Sprit verbrauchen soll als das Vorgängermodell, am Dienstag übernehmen. Doch nach den letzten Testflügen war klar: Auch dieser Zeitplan ist nicht mehr zu halten.

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