Lange war Amazon berüchtigt dafür, bestenfalls kleine Gewinne zu machen, Überschüsse wurden stets reinvestiert. Am Donnerstag nach Börsenschluss überraschte der Online-Händler aber die Börse und meldete für das abgelaufene Quartal 513 Millionen Dollar Gewinn, ein Rekord für das Unternehmen. Der Umsatz stieg um 28 Prozent auf 29,1 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Im Vorjahresquartal hatte Amazon noch 57 Millionen Dollar Verlust gemacht. Die Anleger reagierten euphorisch, die Aktie legte nachbörslich zweistellig zu.
Geld brachte nicht nur das traditionelle Kerngeschäft, sondern vor allem die Cloud-Sparte AWS, das Angebot von Speicher- und Softwarediensten im Netz. Deren Umsatz stieg um 64 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar, der operative Gewinn hat sich auf 604 Millionen Dollar mehr als verdreifacht.
Auch mit dem Treueprogramm Prime lief es rund, die Zahl der Mitglieder stieg. Sie erhalten für einen Jahresbeitrag ihre Waren schneller und teils ohne Lieferkosten sowie Zugang zu Angeboten wie Musik, Filmen und TV-Sendungen. Der Konzern will das Programm nun noch ausbauen und mehr Geld in eigene TV- und Filmproduktionen stecken.
Der umtriebige Amazon-Gründer und -Chef Jeff Bezos steckte in den vergangenen Jahren Milliarden in Smartphones und Tablets, Videos, eigene Filme sowie Spiele. Damit will er Konkurrenten wie Apple, Google und dem aufstrebenden Video-Portal Netflix Paroli bieten. Viel Geld floss auch in den Ausbau des Cloud-Angebots und der eigenen Lkw-Flotte, der Logistikzentren und in schnellere Lieferzeiten. Ähnlich wie Google testet Amazon auch die Auslieferung per Drohnen. Dafür nahm Bezos immer wieder Verluste oder nur geringe Gewinne in Kauf, was ihm Kritik von Investoren einbrachte. Die Quartalsbilanz sorgte nun für mehr als Beruhigung.