Ein Billettautomat der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) bietet wenige Optionen: Zielbahnhof, einfach oder retour, 1. oder 2. Klasse. Oben rechts allerdings ist ein Schildchen mit der Aufschrift: "Aufladen prepaid". Ein halbes Dutzend Telefonanbieter, dann der Hinweis: "Zusätzliche Angebote". Ab 11. November, so haben es die SBB am Freitag bekannt gegeben, sollen hier Bitcoin verkauft werden. Die virtuelle Währung wird dann an über Tausend Automaten der Schweiz verfügbar sein, die SBB tauscht Beträge zwischen 20 und 500 Franken in Bitcoin um (umgerechnet etwa 18,50 bis 460 Euro).
Der Wechselkurs liegt derzeit bei 634 Euro pro Bitcoin, ist jedoch starken Schwankungen unterworfen. 2014 und 2015 hatte die virtuelle Währung dramatische Wertverluste hinnehmen müssen. In den vergangenen zwölf Monaten dagegen ist der Kurs von unter 300 auf mehr als 600 Euro pro Bitcoin gestiegen. In den SBB-Automaten wird der Kurs stetig angepasst. Wer die Bitcoin App und ein Schweizer Handy besitzt, kann an dem Versuch teilnehmen: Zwei Jahre wollen die SBB testen, ob ihre Kunden Interesse an dem Angebot haben.
Warum man die virtuelle Währung überhaupt am Bahnhof beziehen sollte? Die Bahn wirbt mit niedrigen Transaktionsgebühren, laut Handelszeitung sollen sie bei sechs Prozent liegen, ständiger Verfügbarkeit und einer steigenden Zahl an Geschäften in der Schweiz, die Bitcoin akzeptieren. Noch allerdings ist die Liste dieser Unternehmen kurz: ein Lieferservice, ein paar Vereine, eine NGO, ein Möbelladen, ein Kamerashop. Außerdem das Behandlungszentrum für Opiatabhängigkeit Pro adicta das auf der Website einen "sanften und diskreten Ausstieg" aus der Heroinsucht "in 5 Tagen" verspricht.
Die SBB selbst scheint Bitcoins nicht ganz zu vertrauen: Bahntickets kann man in der virtuellen Währung weiterhin nicht bezahlen.