Alternativvorschläge für Flughafen Berlin-Brandenburg:Reißt ihn doch einfach ab!

Freizeitpark, Einkaufsmeile oder neu bauen? Mittlerweile gibt es viele Vorschläge, was mit dem Berliner Flughafen gemacht werden soll. Wir haben die besten gesammelt.

Von Artur Lebedew und Benjamin Romberg

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Berliner Flughafen im Lego Discoverycenter

Quelle: dpa

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Die Situation um den Problem-Airport BER scheint ausweglos. Abreißen und neu bauen, empfiehlt mancher Experte schon. Dabei gäbe es auch weniger radikale Lösungsansätze. Ein paar Vorschläge.

Zugegeben, der Vorschlag klingt ziemlich radikal - wundern würde es viele Berliner aber wohl nicht mehr, wenn es am Ende tatsächlich so kommt: Der Flughafenexperte Dieter Faulenbach da Costa deutete in der Berliner Morgenpost an, dass auch ein Abriss des Flughafens Berlin-Brandenburg denkbar wäre - mit anschließendem Neubau. Er würde Technikchef Horst Amann raten, "auch vor drastischen Maßnahmen nicht zurückzuschrecken".

Aber selbst wenn die Verantwortlichen weiter am bereits bestehenden Bau herumtüfteln, macht Faulenbach da Costa den Berlinern wenig Hoffnung auf eine baldige Eröffnung des BER. Im "schlimmsten Fall" könne der Airport erst 2016 oder 2017 in Betrieb gehen, glaubt er. Bis dahin wäre dann Zeit, über alternative Lösungen für das Problem nachzudenken.

General Views of Boston as U.S. Productivity Rebounds

Quelle: Bloomberg

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Erst mal in Ruhe die Lage sondieren, rät Werner Rothengatter, Experte für Großprojekte. Er war auch schon in das umstrittene Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 involviert - und plädiert für einen vorübergehenden Baustopp. "Man muss jetzt schauen, wo die Probleme liegen", sagt Rothengatter. Danach könne man entscheiden, ob man das Projekt weiterbauen oder abreißen solle. Einfach weitermachen wie bisher und hoffen, dass alles gut laufe, sei die falsche Entscheidung.

Prinzipiell würden solch teure Großprojekte aber immer zu Ende gebaut. Das kann dann allerdings richtig kostspielig werden - das zeigen nicht nur deutsche Bauvorhaben wie die Hamburger Elbphilharmonie. In den USA verschlang zum Beispiel der unterirdische Bau der Bostoner Stadtautobahn "Big Dig" das dreifache der anfangs geplanten Kosten von etwa 4,5 Milliarden Dollar. Und auch nach der Fertigstellung beschäftige der "Große Graben" die Bauplaner wegen zahlreicher Pannen weiter. Zuletzt stürzten 2006 zwei schwere Betonplatten von der Decke des Tunnels auf ein fahrendes Auto.

Dutch And German Troops Transfer To Turkey

Quelle: Getty Images

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Wenn nicht abreißen und neu bauen, wäre dann vielleicht eine Standortverlegung eine Option? Langjährige Gegner des neuen Berliner Flughafens wie der Bürgerverein Brandenburg-Berlin (BVBB) kämpfen seit jeher dafür. "Jetzt umsteuern und woanders bauen, ist billiger als das Debakel fortsetzen", sagt der Vorsitzende des Vereins, Hans-Joachim Stefke.

Als idealen Standort hat der Verein den stillgelegten sowjetischen Militärflughafen Sperenberg auserkoren, der etwa 50 Kilometer südlich von Berlin liegt. "Man müsste Sperenberg mit zwei Milliarden Euro aufmotzen, dann ist er top", so Stefke. Vier Start- und Landebahnen seien schon da. Wo einst sowjetische Kampfhubschrauber und Bomber stationiert waren, könnten auch Passagierjets starten. Einen Namen für den neuen Flughafen haben die BER-Gegner auch schon: "Zentralflughafen Deutschland".

Tempelhofer Feld

Quelle: dpa

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Sollte es mit der Eröffnung des BER nichts mehr werden, finden die Berliner direkt vor ihrer Haustür ein gutes Beispiel dafür, wie man einen Flughafen ohne Flugzeuge nutzen kann. "Heute fliegen hier nur noch Vögel", wirbt das Projekt Tempelhofer Freiheit für das beliebte Naherholungsgebiet. Neben Neuntötern, Feldlerchen und Brachpiepern hält sich auch die Stadtbevölkerung gerne auf den ehemaligen Start- und Landebahnen sowie den sich daran anschließenden Grünflächen auf.

Auch für Messen und Events wird das Gelände des geschichtsträchtigen Airports häufig genutzt. Nach seiner Stilllegung 2008 war Tempelhof sogar als Austragungsort für die Internationale Gartenschau im Gespräch - der Plan wurde inzwischen aber verworfen. Eine Gartenschau auf dem BER-Gelände? Warum nicht. Dann müssten wenigstens die 1036 Bäume, die laut einem Bericht der Welt falsch eingepflanzt wurden, nicht wieder herausgerissen werden.

Flughafen-Sondersitzung im Berliner Abgeordnetenhauses

Quelle: dpa

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Da soll noch mal einer sagen, die Piratenpartei hätte keine Inhalte. Zur Lösung der Flughafen-Problematik hat Christopher Lauer, Fraktionsvorsitzender der Piraten im Berliner Abgeordnetenhaus (im Bild), durchaus Konstruktives beizutragen. Seine erste Idee, die er auf Twitter vorstellte: "Vielleicht sollte #BER einfach Russe werden, wie Depardieu. Dann kommt Putin auf nem mit Lasern bewaffneten Bären angeritten und regelt das." Das war am Sonntag, nachdem die neuerliche Verzögerung bekanntgeworden war. Der russische Präsident kam aber nicht. Am Dienstag meldete sich Lauer mit einem neuen, praxisorientierteren Vorschlag über Twitter: "Ich hab's! Wir benennen Tegel einfach in #BER um, BER in Tegel und schließen dann Tegel."

Tegel - Ferienbeginn

Quelle: Friederike Grasshoff

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Viele Menschen in der Region wären mit dieser Lösung gar nicht so unglücklich - sie hängen am Flughafen Tegel. Außerdem sei dieser viel besser zu erreichen als der weiter von der Stadt entfernte neue Airport, so die Argumentation.

Sogar Günther Jauch machte sich schon, wenn auch nicht ganz ernst gemeint, für einen Weiterbetrieb von Tegel stark: Wenn es nach ihm ginge, könnte sich die Eröffnung noch sehr lange hinziehen, sagte er vor einiger Zeit in einer Quizshow der ARD. Er benötige aktuell gerade einmal "zehn Minuten" von seinem Wohnort Potsdam bis nach Tegel.

Die Kapazität des alten Flughafens liegt eigentlich nur bei 11,5 Millionen Passagieren pro Jahr - 2012 landeten aber mehr als 25 Millionen Menschen auf den Berliner Flughäfen. Die Kapazität des neuen Airports BER ist für 27 Millionen Fluggäste geplant. Aber was heißt das schon.

FC Bayern München - Wintertrainingslager in Doha

Quelle: dpa

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Der Autobauer Daimler hat keinen mehr, der Fußballverein 1860 München hat noch einen - und Air Berlin, die Fluggesellschaft, die durch die Probleme mit dem BER Millionenverluste befürchtet, hat sich gerade einen zugelegt: Ein arabischer Investor scheint oft die Lösung aller Probleme zu sein. Warum nicht auch für den neuen Airport?

Vor nicht zu langer Zeit habe ein Geschäftsmann aus der Golf-Region sogar "großes Interesse" an einem neuen Kongresszentrum in den Räumen des Flughafens Berlin-Brandenburg gezeigt, sagt BER-Gegner Stefke. Denn große Kongresszentren seien in der Stadt absolute Mangelware.

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Quelle: AFP

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Haufenweise bestellte Luxuswaren und zahlreiche Angestellte, die ihren alten Job kündigten, um eine neue Tätigkeit im Shopping-Bereich des Flughafens BER auszunehmen - viele Menschen hatten sich auf eine pünktliche Eröffnung verlassen. Doch warum warten? Ein Shopping-Center lässt sich auch ohne Start- und Landebahn betreiben - und so ein Luxustempel im Stile des KaDeWe ist doch auch ruckzuck erbaut. Eine Anfrage bei der Geschäftsführung des Kaufhauses, ob man sich denn eine weitere Filiale in den Hallen des BER vorstellen könne, blieb allerdings unbeantwortet.

Atommülllager Asse

Quelle: dpa

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Alternativvorschläge für Flughafen Berlin-Brandenburg:Atommülllager Asse

Seit Jahren fahnden Politiker nach dem geeigneten Ort, um radkioaktive Abfälle final loszuwerden. Das Satiremagazin Titanic hat die Lösung: Der Berliner Flughafen wird bis zu seiner Fertigstellung Atommüll-Endlager.

© Süddeutsche.de/olkl
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